Der zurückliegende August der Jubiläen sah nicht nur mein zehnjähriges Wirken in der Spielwelt des Schwarzen Auges. In diesem Monat machte ich auch fünf Jahre Plantagenarbeit voll. Nachdem ich bereits einige Jahre regelmäßiger Gast der bEATPLANTATIOn war, wurde ich im August 2010 Teil des wunderbarsten Festivals des Ruhrgebiets.

Eine erste Begegnung

Meine Plantagenliebe nahm Jahre vorher ihren Anfang. Ich war gerade neu nach Oberhausen gezogen, um am dortigen Theater meinen Job als Regieassistent anzutreten. Als Antwort auf meine Frage: “Was macht man hier eigentlich am Wochenende?”, schleppten mich großherzige Damen aus dem vorzüglichen Personal der Theaterkneipe mit ins Druckluft zu meiner ersten bEATPLANTATIOn. Eine Begegnung, die eine Offenbarung war und mir Hoffnung für mein Leben in dieser Stadt gab. Zwar musste ich recht schnell lernen, dass die bEATPLANTATIOn nur alle zwei Monate stattfand und dazwischen Oberhausen nicht viel zu bieten hat, doch der schillernde Zauber der Plantage ließ mich nicht mehr los.

Vom Zaungast zum Hotelier

GOLDALINE | bEATPLANTATIOn August 2010
© Stefanie Dellmann / epikur hotel

Es dauerte jedoch seine Zeit, bis ich mehr war als nur ein verzauberter Gast. Im Frühling 2010 arbeitete meine langjährige Bühnenbildnerin, die wunderbare Stefanie Dellmann, mit aaron.st, einem der geistigen Väter der bEATPLANTATIOn, bei einem Jugendtheaterprojekt zusammen, und vermutlich ist es vor allem ihrem Charme zu verdanken, dass wir eingeladen wurden, etwas Theatrales für die Sommerplantage zu entwickeln. Und da das irgendwie nicht einfach so ging, taten wir uns mit der ebenso wunderbaren Miriam Sadowski zusammen und formierten uns unter dem Namen epikur hotel | theater.raum.bild., eine Idee, die für die nächsten Jahre zum Label unserer gemeinsamen Arbeit wurde.

Nach meiner Zeit am städtischen Theater offenbarte sich mir die bEATPLANTATIOn ein zweites Mal. Mich hatte damals eine gewisse Frustration heimgesucht, die sich bis heute noch in einer Hassliebe zum institutionellen Theatersystem äußert, mich 2010 jedoch nahe an den Punkt gebracht hatte, mich völlig vom Theater abzuwenden.  Die bEATPLANTIOn bewahrte mich davor. Sie gab mir die Freiheit, neue Formen auszuprobieren, sie öffnete unsere Kunst einem anderen – zugegeben: nicht immer einfachen, aber begeisterungsfähigen – Publikum und gab uns auch einen Raum zu scheitern. Gescheitert sind wir das eine oder andere Mal, aber dafür konnten wir beim nächsten Mal um so mehr glänzen. Es ist diese Experimentierfreude und Freiheit, die ich an der bEATPLANTATIOn am meisten zu schätzen lernte.

Vom Hotelier zum Hofnarren

Gruppenbild mit Clowns
© Phlippphlapp

epikur hotel hatte seine Zeit, doch auch mit ihrem Ende blieb die bEATPLANTATIOn weiterhin in meinem Leben. Als hätten sie nur auf mich gewartet, empfing mich ein wilder Haufen Clowns und nahm mich als Hofnarren in ihren Zirkel aus. Der Chapeau Club, der wie so vieles anderes auf der Plantage ausgesät, großgezogen und gepflegt wurde, wurde für dreizehn exzessive Monate meine ruhelose Heimat, bis der Hofnarr beschloss, wieder sein Köfferchen zu packen und weiterzuziehen.

Vom Hofnarren zum Salonlöwen

Salonlöwen auf der Plantage
© Phlippphlapp

Und wieder einmal erwies sich der Nährboden der bEATPLANTATIOn als fruchtbar. Nachdem diese herrliche Veranstaltung mir über Jahre soviel gegeben hatte, wollte ich im letzten Jahr etwas zurückgeben – und nahm mich des seit längerem brachliegenden Theaterfeldes an. Auf ihm luden wir zum ersten BEAT SALON. Was seitdem geschah, ist eine andere Geschichte, die ihrem Ende noch sehr fern ist. Doch ich will hier von der bEATPLANTATIOn erzählen.

In diesem Jahr blicke ich bloß auf fünf Jahre als Kollaborateur zurück, die bEATPLANTATIOn selbst im Herbst auf dreizehn Jahre. Es ist ein wenig still auf den Feldern geworden und noch ist ungewiss, was mit ihnen geschehen wird. Doch eines steht fest: Die bEATPLANTATIOn hat das Ruhrgebiet geprägt und inspiriert wie keine andere Veranstaltung, ob subkulturell oder subventioniert. Es gibt eine Generation, die auf der Plantage aufgewachsen ist und mittlerweile mit eigenen Veranstaltungen zur Vielfalt der Region beiträgt. Nicht bloß den Chapeau Club oder den Beat Salon, vielleicht nicht einmal Sam Greb gäbe es ohne die bEATPLANTATIOn – auch zahllose andere Gruppen und Kollektive hätten wohl nie zusammengefunden, wären sie sich nicht auf der Plantage begegnet und hätten dort ein Feld gefunden, das sie bestellen durften.

Vor dieser Leistung kann ich mich nur verneigen. Ich bin dankbar, nicht nur für die Gelegenheiten, sondern auch für die Freundschaften. Es ist mir nach wie vor eine große Ehre, ein Teil dieses wilden Haufens sein zu dürfen.

Oder um es mit den unsterblichen Worten eines guten Freundes zu sagen:
“Ey, ich mag euch!”