Ich bin zu spät. Eigentlich war der August mein Monat der Jubiläen und als solcher für meinen Blog dick im Kalender eingetragen. Doch plötzlich stellte ich fest, dass wir bereits September haben. Aber ein Fest ist ein Fest, auch wenn man es später feiert.

Das Schwarze Auge ist schon lange ein Teil meines Lebens. Spielerisch bewege ich mich – mit Unterbrechungen – seit über 20 Jahren auf Aventurien, und in diesem Jahr sind es volle 10 Jahre, dass ich für Das Schwarze Auge schreibe und die Spielwelt aktiv mitgestalte. In dieser Zeit bin ich an über 30 Publikationen beteiligt gewesen, wobei ich das Magazin Der Aventurische Bote nicht mitrechne. Doch ich möchte vorne beginnen.

Die erste Manuskriptseite von DIE ÜBERLEGENEN

Zwei Umstände brachten mich dazu, vom Fan zum Autor zu werden. 2005 gewann ich den Goldenen Becher, einen Abenteuerschreibwettbewerb, der von der Hannover spielt! und dem damaligen Verlag des Schwarzen Auges FanPro ausgerichetet wurde. Zwar stellte sich der Goldene Becher als Kaffeetasse heraus, aber ich schätze Preise mit einem praktischen Nutzen und benutze die Tasse immer noch gerne. Der Wettbewerb wurde leider nach 2009 eingestellt, doch bis dahin war er durch die Kooperation mit dem Verlag – eine Tradition, die Ulisses Spiele nach der Lizenzübernahme fortgeführt hat – ein wichtiges Sprungbrett für angehende Autoren. Wenn man sich die Liste der Teilnehmer und Gewinner anschaut, findet man dort viele Namen von Schreiberlinge, die zum Teil immer noch für Das Schwarze Auge schreiben.

Mein Siegerabenteuer Die Überlegenen wurde schließlich im April 2006 in der Anthologie Bienenschwarm & Diskusflug veröffentlicht. Doch es sollte nicht meine erste Veröffentlichung in der Welt des Schwarzen Auges sein. Diese erschein noch 2005 und war einem weiteren Umstand geschuldet.

Zu dieser Zeit hatte ich bereits Daniel Simon Richter kennenlernen dürfen, eine Begegnung, die eher zufällig zustande gekommen ist. Ich hospitierte am Theater Oberhausen, an dem ich später Regieassistent wurde, und befreundete mich mit einem Souffleur des Hauses, der wiederum seit Jahren mit Daniel befreundet war. Daniel und ich brauchten sicherlich ein Dreivierteljahr, bis wir feststellten, dass wir beide seit Urzeiten Das Schwarze Auge spielten – unsere gemeinsame Leidenschaft für Comics und bestimmte Autoren fanden wir früher heraus. In jenem Jahr war Daniel einer der Autoren des Regionalbands Land der Ersten Sonne, und da er recht angetan von meinem kleinen Wettbewerbsabenteuer war, bot er mir an, für die Spielhilfe einen Beitrag über das Perlenmeer zu schreiben.

In diesem Bild versteckt sich mein Name.

Dieser Band erschien im August 2005. Mein Beitrag umfasste nicht mehr als eine Druckseite, aber es genügte, dass mein Name in schwarz auf grau gedruckt wurde – zugegeben recht klein und ziemlich weit unten, aber mein nerdiges Fanherz schlug in einem orgiastischen Rhythmus, als ich das Buch endlich in meinen Händen hielt.

Am 24. August hat sich das Erscheinen von Land der Ersten Sonne zum zehnten Mal gejährt und seitdem ist mein Name bei späteren Publikationen weiter nach oben gerückt. In zehn Jahren durfte ich die geliebte wie geschätzte Spielwelt vielseitig mit kleinen wie gewichtigen Beiträgen mitgestalten. Mehrmals habe ich lautstark kundgetan, Abstand zu nehmen und mir eine Pause zu gönnen, viel häufiger habe ich leise darüber nachgedacht – und trotz der Fülle an Veröffentlichungen habe ich diese Pausen tatsächlich durchgezogen, auch wenn sie subjektiv länger waren, als die Publikationsliste vermuten lässt.

Und immer noch bin ich gerne in der Welt des Schwarzen Auges unterwegs, allerdings leider nur noch selten als Spieler – das passiert, wenn man älter wird und sich niemand in der Spielrunde für einen geregelten Job entscheidet. Doch zumindest als Autor werde ich weiterhin mal häufiger, mal seltener zu Gast in Aventurien sein. Ob das weitere zehn Jahre sein werden, darüber will ich heute gar nicht nachdenken. Lieber gönne ich mir zum Jubiläum einen guten Kaffee aus meinem goldenen Becher.