Da ist es nun schon einige Tage alt, das Rauchverbot in NRW. Das Abendland geht bereits unter. Betreiber geben ihre Lokalitäten und Kaltgetränkeetablissements auf. Einst gesellige Nachtgestalten verziehen sich protestierend in die Einsamkeit ihrer Wohnung. Sozial isoliert droht ihnen eine stärkere Depression als der Nikotinentzug je auslösen könnte. Die ersten Anwohner überziehen Gastwirte mit Klagen. Und das Schlimmste: Jazzmusiker können nicht mehr spielen. Die Kultur an sich ist in NRW bedroht.

Soweit die Situation, doch mal ehrlich: Wo ist das Problem? Warum soll gerade in Deutschland nicht möglich sein, was in anderen Ländern mit ebenfalls erstaunlichen und gesellschaftlich fest verankerten Qualmkulturen seit Jahren gang und gäbe ist? Wie ich erst zu Ostern in Riga erlebt habe – wo man, nebenbei bemerkt, in durchaus länger geöffneten Supermarkten und Kiosken nach 22 Uhr keinen Alkohol kaufen kann; man stelle sich das mal in Deutschland vor –, muss das alles kein Problem sein. Die Kneipen, Bars und Clubs waren gerappelt voll, an jeder Hauswand fanden sich Aschenbecher und Mülleimer, die Polizei musste nicht einschreiten und die Anwohner schienen sehr entspannt.

Aber die deutsche Mentalität zeigt sich in NRW mal wieder von ihrer schlechten Seite: meckern und klagen. Früher war alles besser, heute wird nur noch verboten, einige meinen gar, Grundrechte beschnitten zu sehen. Eine BILD-Zeitungsmentalität, die erst einmal das Schlechte sehen will, anstatt sich gemeinsam zu überlegen, wie man mit der neuen Situation umgehen kann. Lösungen gibt es, wenn man sich nur ein wenig aufeinander einlässt und auch mal von Gewohnheiten ablassen kann, die am Ende ohnehin nur Tabakfunktionäre reich machen.

Die Franzosen schaffen es. Die Briten. Und Iren. Die Türken und Italenier. Aber für die Deutschen geht die Welt unter. Das ist doch mal wieder bemerkenswert, was für ein jammerndes Völkchen wir sind.