Das Sexistische Auge?
Es gibt da eine Tendenz bei Das Schwarze Auge, die mich schon länger beschäftigt und über die ich intern mit Redakteuren und Autorenkollegen wiederholt diskutiert habe. Mit dem Erscheinen der jüngsten Ausgabe des Aventurischen Boten bekommt die Thematik für mich neues Futter und daher möchte ich ganz offen den Fragen nachgehen: Wie sexistisch ist Das Schwarze Auge? Ist vielleicht alles gar nicht so schlimm, da es immer schon so war – oder sollte man es nicht gerade deswegen besser machen? Welches Bild von DSA im Speziellen und dem Hobby Rollenspiel im Allgemeinen wird transportiert? Bedient das Spiel, das ich gerne als mein liebstes Hobby bezeichne, die Klischees von Altherrenfantasien und dem Fantasynerd, der ohnehin nie eine abbekommt?
Die Pin-Up-Dryade, selbstredend einsam und daher schmachtend
Im hauseigenen Forum von Ulisses Spiele ist sie bereits aufgefallen: die Pin-Up-Dryade, passend vor exotischer Palmenkulisse, wie damals bei meinem Onkel die Fototapete im Partykeller. Eine Kombination aus feuchtem Feentraum und schöner Wilden.
Ich bin nun wirklich nicht prüde, aber es werden seit einiger Zeit nur selten die Gelegenheiten ausgelassen, pralle Brüste in enge Mieder zu zwängen, sie herausrutschen oder gleich frei schwingen zu lassen. Auch bei den Männern lässt man gerne mal blank ziehen. Ohnehin kommt der Verdacht auf, dass viele Helden ihre Generierungskosten mit einem Nebenjob als Cola light-Model finanziert haben.
Vorteil: beeindruckende Brüste
Bei den Covern hält es sich glücklicherweise noch in Grenzen. Schleiertanz bedient stimmungsvoll sein Setting, Stätten okkulter Geheimnisse hat andere Probleme, so dass sich Wege des Entdeckers da fast schon als lässliche Ausnahme ausnimmt – wären da nicht die Romane Schwarze Perle und Schwarze Segel, die vor allem mit dem Körperbau ihrer Protagonisten locken wollen.
In den Büchern sieht es schon anders aus. In Stätten okkulter Geheimnisse werden vier Magierinnen illustriert, die vor allem durch mehr oder weniger elegant ins Mieder gequetschte D+-Körbchen auffallen, wozu immerhin noch ein Magister seine kaum bedeckte Brust präsentieren darf. Dazu kommen noch ein nackter Elf und ein lasziv dem Betrachter entgegengereckter Maraskanerhintern.
In An fremden Gestaden werden im Anhang 15 Meisterpersonen ausführlicher beschrieben – und neun von ihnen sind mit Attributen wie “attraktiv”, “athletisch”, “muskulös”, “gut aussehend” oder “hübsch” bedacht. Dazu passt der erste veröffentlichte Entwurf des Grundregelwerks für die 5. Edition: Aventurien, das Land der schönen Menschen.
Alles gar nicht so schlimm?
Es gibt auch nicht wenige Gegenbeispiele, mitunter scheint es mir aber, als würden es zwei Strömungen geben: eine mit mehr, eine mit weniger Titten.
Nun will ich kein prüdes und züchtiges Spiel. Ich bin auch der letzte, der beim Anblick eines Nippels in empörte Ohnmacht fällt oder laut “Nieder mit den Sexisten!” schreit. Erst jüngst habe ich den Kopf geschüttelt über die feministische Forderung, aus Solidarität mit dem unterdrückten Geschlecht bei Punkkonzerten züchtig angekleidet zu bleiben.
Halbnackte Frauen und durchtrainierte Männer mit nacktem Oberkörper, aber auch kampfstarke Amazonen in engen Ledermiedern gehören zum Pulp dazu, an dem sich auch Das Schwarze Auge mitunter orientiert. Das kann man mehr oder weniger augenzwinkernd zitieren, doch dafür nimmt sich Das Schwarze Auge (und teilweise die Spielerschaft ihr Hobby) zu ernst.
Ich wurde schon öfters mal mit diesem irritierten “Aber du hast doch Freunde”-Blick angesehen, wenn ich sage, dass eines meiner Hobbys Fantasy-Rollenspiele sind. Es gibt dieses festgesetzte Bild, dass dies nur flaumbärtige Kellerkinder und Mädchen mit dicken Beinen spielen, die gerne durchtrainierte Helden und grazile Elfen wären. Die zunehmenden Pin-Up-Illustrationen bestärken diese Auffassung.
Aber das alleine ist für mich nicht das Entscheidende. Wir werden permanent in unserer Gesellschaft mit fragwürdigen Rollenbildern und vermeintlich erstrebenswerten Idealen torpediert. Rollenspiele – als ein kommunikatives, gemeinschaftliches Spiel, das es erlaubt, andere Rollen und Rollenmuster auszuprobieren – müssen dies nicht bestärken, sondern können einen Beitrag leisten, dies zu unterlaufen und aufzubrechen.
Schöner Text, spricht mir als Rollenspieler mit Freunden und Frauenkontakten aus dem Herzen.
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Ach, es ist eben High Fantasy, auf Hochglanz polierte noch dazu und als solches bedient es einiger Klsichees, die ich nicht per se schlimm finde. Ohne die halbnackten, muskulösen Charaktere (seien sie nun SCs oder NPCs) wäre es nicht mehr… DSA. Ein alter Hut, den ich bei diesem RP gerne immer wieder aufsetze 😉
Ganz meine Meinung. Wäre nett, wenn die Redaktion hier in Zukunft ein wenig mehr Rücksicht auf, sagen wir, ausgewogenere Darstellung nimmt.
Zwei Dinge verwundern mich ein wenig:
1. Was verstehst du unter Sexismus?
Es kommen dir so wie ich das verstehe zu oft halbnackte Frauen und halbnackte Männer vor. Aber was hat das mit Sexismus zu tun? Mit Sexualisierung, okay, aber Sexismus?
2. Wenn ich mir da alte Cover ansehe, springen mir auch jede Menge halbnackte Model-Barbaren und Mieder-Mädels entgegen, und da spreche ich nichtmal von „Das Levthansband“. Oder ist das nicht sexy, weil die Männer Schnauzbärte und die Frauen Klodeckel vor dem Schritt tragen?
Leute, ehrlich… wenn wir schon so weit mit der political correctness sind, kann man DSA auch sterben lassen bevor man es in so ein restriktives Korsett von Zwängen und Konventionen steckt.
Schöner kommentar. Sollte mal drüber nachgedacht werden.
Hola!
@Frank:
Sexualisiert ist Das Schwarze Auge in seiner einen Strömung schon – das stimmt. Da es aber überwiegend weibliche Meisterpersonen betrifft, deren herausragende Attribute dann noch vor allem ‘hübsch’, ‘attraktiv’ und ‘gut aussehend’ sind, bedient für mich doch Geschlechterstereotype, dazu noch welche, die Außenstehende Rollenspielern gerne attestieren. Das muss nicht sein!
Und mit den alten Covern hast du natürlich recht – aber wir befinden uns auch nicht mehr in den 80ern oder 90ern.
Dazu, auch @Antorak:
Ich weiß nicht, welches restriktive Korsett du meinst, Korsetts sind jedoch bereits jetzt bei Das Schwarze Auge groß im Kommen. Ich bin da eher gegen noch mehr Korsetts. 😉
Im Ernst: Ich bin im Grunde meines Herzens Ästhet, ich schaue mir gerne schöne Menschen an. Und es gibt gewisse Klischees, auch das ist korrekt, und letztlich mag ich Klischees. Aber es ist die Frage, wie man damit umgeht. Klischees kann man ironisch bedienen oder als Zitat benutzen – oder man erhöht ohne wirkliche Notwendigkeit oder Intention den Miederanteil.
Letztlich geht es für mich auch um die Frage, welches Bild Das Schwarze Auge von seiner Welt, von dem Spiel und damit auch von den Spielern vermitteln will. Ich will beleibe keine Prüderie – aber ein besseres Auge fürs Maß und das ganze etwas geschmackvoller abgeschmeckt, das wünsche ich mir.
Beste Grüße!
Michael
Ich mag die Tendenz, es ist schließlich ein Erwachsenenrollenspiel (jedenfalls in meiner Gruppe), Huren, Sex, Schwangerschaften und ähnliche Themen werden durchaus von den Helden ausgespielt.
Recht gesprochen, Herr Masberg!
Der angemessene Beitrag zu einer (hoffentlich) einsetzenden Trendwende.
Und ich möchte ergänzen (so abstrakt es sich auch anhören mag): Weniger Bordelle für DSA 5! Wer sich aktuelle Diskussionen über die Rotlichtszene in der BRD ansieht, kann sich wohl kaum noch gemütlich mit seiner Heldengruppe in solch ein Etablisment niederlassen. Mir geht´s zumindest so.
Die wenigsten der verlinkten Motive wären uns als anrüchig oder gar sexistisch aufgefallen. Dazu ist zu erwähnen unsere Runde ist 50/50 im Geschlechterverhältnis. Was spricht gegen hübsche Menschen? Im Gegenzug – wieviele hässliche Menschen müssen im Verhältnis zu den vielen hübschen mindestens illustriert werden um politisch korrekt zu sein?
Und zu guter Letzt, sagte nicht sogar Kiesow mal er schreibe lieber über spritzendes Sperma als spritzendes Blut (oder so ähnlich?)?
Wir fanden es immer ein wichtiges Merkmal von DSA das es sich als Europäisches System von den gewaltbejahenden aber Sexualität ausklammernden amerikanischen Systemen abgehoben hat. Also bitte mehr Schnauzbärte und Kettenbikinis 😉
Ehrlich gesagt finde ich, dass DSA da noch ziemlich zahm ist und auch wenn mir die alten noch sehr Frazetta-inspirierten Covers aus heutiger Sicht nicht ’sexistisch‘ vorkommen, könnte man denen das sicher wie Frank schon erwähnt genauso vorwerfen.
Lustigerweise ist der Frauenanteil bei DSA ist in Sachen Autoren und Illustratoren eher hoch; von den prägenden Künstlern der letzten Jahre sind mindestens die Hälfte weiblich, und schon zu Caryads Zeiten herrschten bei den Innen-Illustrationen eine Menge ‚hübscher Männer‘ vor. Da kommt mir der wieder aufstrebende T&A Anteil des weiblichen Körpers in letzter Zeit fast eher wieder mehr wie kosmischer Ausgleich vor.
(Was jetzt kein Vorwurf sein soll; jedem Tierchen sein Pläsierchen, aber wenn ich oft höre, dass manchen Zeichnungen ein gewisser „typischer Männerblickwinkel“ vorgeworfen wird, kann ich nur sagen, dass wir Mädels den auch haben, und oft auch einfach gänzlich unbewusst in unsere Zeichnungen einfließen lassen. Man muss mir keine Schläge androhen, um ein gutaussehendes Kerlchen aus der Feder zu kitzeln.)
Wenn sich DSA, oder Fantasy-Illustration im Allgemeinen, in meinen Augen einer Sache schuldig macht, ist es eine überraschende Fantasie- und Mutlosigkeit im Charakterdesign, was den „Mut zum Unschönen“ (um mal nicht ‚Hässlichkeit‘ zu sagen) anbelangt und sich stattdessen lieber einer gewissen Modemagazinrealität hingibt. Das ist schade, aber kein Einzelfall.
Wer einen „Beweis“ will, dass das ‚Schönzeichnen‘ aber nicht zwingend die Schuld der DSA-Artdirektion ist, sondern ein allgemeines (und beleibe nicht neues) Phänomen, der google etwas nach Bildern von Cathelyn Stark, wie mancher Illustrator sich die Dame vorgestellt hat, bevor diese Figur (mMn exzellent) mit Michelle Fairley in der GoT Fernsehserie besetzt wurde.
Hey,
ich bin hin-und-her gerissen. Einerseits kann ich mich mit fast allem, was der Artikel anspricht, vollkommen identifizieren. Andererseits frage ich mich aber, ob die ganze Sache, konsequent zu Ende gedacht, nicht doch übers Ziel hinausschießt. Denn warum beim Thema Sexismus aufhören? Speziesmus und Rassismus (Orks sind Schwertfutter), Nationalismus (Nieder mit dem Horasreich!/Mittelreich!/Nostria/Andergast!), religiöser Fanatismus (Auch Praioten sind Freunde! Rastullahu akbar!), Gewaltverherrlichung (Gewalt ist im Rollenspiel oft sehr wohl eine Lösung), Demokratiefeindlichkeit (Für die Königin, für Rondra, gegen das Dämokratentum!) etc. sind ebenfalls mehr oder weniger essentieller Teil der Rollenspielwelten, in denen wir uns bewegen und die wir lieben. Transportieren diese Aspekte aber nicht potentiell in viel stärkerem Ausmaß ein fragwürdiges Bild von unserem Hobby und denen, die es praktizieren, als nackte Haut und ein statistisch etwas zu hoher Anteil an gutaussehenden Menschen? Falls ja, dann spricht dies m.E. eher dafür, die Wichtigkeit des richtigen Umgangs mit fiktionalen Texten zu betonen, als dafür, den Inhalt fiktionaler Werke durch wohlbegründete Anliegen aus der echten Welt bestimmen zu lassen.
Aber, wie gesagt: Ich teile viele der im Artikel angesprochenen Sorgen. Ich habe aber auch die Sorge, dass ein ethisch vollständig sorgenfreies Rollenspiel vor allem eins wäre: Langweilig.
Ich finde es sehr wichtig, auch mal das Schwarze Auge kritisch auf Sexismus zu prüfen, auch oder gerade weil jetzt viele Proteste kommen werden, à la: überflüssiges, enges Korsett der political correctness. Nur weil im Generierungsband männliche und weibliche Professionen alternieren, heißt das noch lange nicht, dass DSA nicht doch, wie du schreibst, „fragliche Rollenbilder“ reproduziert. (Ich finde so ein Thema vor allem wichtig, nachdem ich auf der RatCon beobachten konnte, wie sich den wenigen anwesenden Frauen gegenüber verhalten wurde. Das entsprach leider jedem Klischee.)
So wichtig ich das Thema finde, so wenig Argument sehe ich aber leider in deinem Blogeintrag. Du argumentierst, wenn ich das richtig lese, in zwei Richtungen, die eine, was die Bilder angeht, die andere, was die weiblichen Meisterpersonen angeht.
1) Bei den Coverbildern schreibst du selbst:
„Ich bin nun wirklich nicht prüde, aber es werden seit einiger Zeit nur selten die Gelegenheiten ausgelassen, pralle Brüste in enge Mieder zu zwängen, sie herausrutschen oder gleich frei schwingen zu lassen. Auch bei den Männern lässt man gerne mal blank ziehen.“
Es betrifft hier nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer. Wenn es beide Geschlechter betrifft, lässt sich sehr leicht dafür argumentieren, dass DSA sexualisiert ist. Wie Frank oben schrieb, ist sexualisiert aber noch nicht gleich sexistisch. Dafür bräuchte es einen weiteren argumentativen Schritt, den ich mir sehr schwierig vorstelle.
Trotzdem sollte man mal darüber reden, ob man diese Sexualisierung eigentlich will oder braucht oder wofür die gut ist.
2) Also bleibt die Beobachtung, dass die meisten weiblichen Meisterpersonen mit herausragenden oberflächlich-äußerlichen Attributen beschrieben werden. Das ist ohne Frage so, aber auch hier gilt das sicherlich für beide Geschlechter. In Aventurien wimmelt es vor herausragend schönen oder wenigstens durchtrainierten Menschen. Aber auch hier sehe ich nicht, wie dieser Ästhetizismus ein Sexismus ist: Er reduziert ja nicht nur Frauen auf ihre Äußerlichkeit, er zeigt uns eine fiktive Welt voller Menschen beider Geschlechter, die sehr viel besser aussehen als der durchschnittliche Rollenspieler.
Fazit: DSA ist sexualisiert und ästhetizistisch und es lohnt sich, darüber zu diskutieren, ob das gut ist oder ob man darauf verzichten kann. Dass DSA sexistisch ist, ist damit allerdings nicht gezeigt.
Häufig habe ich ja so meine Probleme mit den Meinungen von Redaktionsmitgliedern. Eher aufgrund der Personen allerdings und nicht aufgrund der Redaktionsmitgliedschaft.
Dieses Mal stimme ich allerdings Michael unumwunden zu.
DSA trat ja mal mit dem schönen Gedanken an, dass in Aventurien (mehr oder weniger verbreitet) die Geschlechter vollkommen gleichberechtigt seien. Dass das in der Schreibpraxis vollkommen anders lief und erst recht läuft, schiebe ich auf den Wunsch, die Bücher am Anfang verkaufen zu wollen und später verkaufen zu müssen. Wobei die laxe „Kontrolle“ von Schmidt Spiele am Anfang ziemlich viel Raum gelassen hätte und hat.
Letztendlich sind Rollenspielende meiner Meinung nach im Schnitt ungefähr so geschlechterrollenreflektiert wie alle anderen Menschen.
Wenn also nacktes Fleisch für bessere Verkaufszahlen sorgt und Sexismus respektive Rassismus sogar das Etikett erfrischender Ehrlichkeit bekommen, wieso nicht auch im Rollenspiel?
Meine Antwort auf die Frage jedoch ist, dass DSA, das ich sehr liebe und dem ich mich weiterhin verbunden fühle, keine Chance als WoW-pen&paper hat. Seine Chance sehe ich nur da, wo Kreativität einen Spiel-Raum erhält. Kreativität kann vieles sein, aber nicht das klischeehafte Erfüllen bestehender Stereotype. Es sei denn, wie Michael richtig anmerkte, als Zitat, mit dem gearbeitet wird.
Bei Körperlichkeit und Sex(ualität) sehe ich überhaupt keine Probleme. Dann hätte ich allerdings auch wirklich gerne mal Thorwalerinnen mit Streitaxt (unelegant, kräftig, düster) und vor sich hin schmachtende gelockte Bardenjünglinge (melancholisch, dünn, blass). Das würde mir deutlich machen, dass es um Rollenvielfalt geht. Und nicht nur um die Erfüllung narzisstischer Wünsche für eine (80%) Spielerschaft, die diese im Club nicht befriedigen kann oder will.
Frank/Antorak: Sexismus ist genauso ein Korsett und es sitzt um einiges straffer als die Übereinkunft, nicht von vorneherein großen Gruppen das Kaufen eines Produkts nur durch das Cover madig zu machen. Wenn alle Frauen immer D+ oder einen BMI von 15 und alle Männer immer eine Anabolika-Abhängigkeit oder einen gefühlten IQ Nahe der Zimmertemperatur brauchen, um auf ein Cover zu kommen, finde ich das einen weit besseren Grund, mir keine Sachen mehr zu kaufen.
Von daher, danke Michael, diese Lanze gebrochen zu haben. Geschmack und Vielfalt fände ich zwei tolle Leitplanken für die nächsten Cover und Texte. Dann kann von mir aus Frank Miller das Titelbild für das neue „Wege des Schwerts“ zeichnen.
Ach, herrlich, PC juchhei…
Ich finde es amüsant dass sich immer ausgerechnet Männer (vor allem im Netz) bemüßigt fühlen müssen, den antisexistischen Ritter in keuscher Rüstung zu spielen, der die Augen der holden Weiblichkeit vor (SEINER MEINUNG nach) gar grausigen Dingen beschützen muss.
Mein Mitpielerumfeld besteht zu weiten Teilen aus Damen, von denen hatte bisher noch niemand ein Problem mit leicht bekleideten Figuren auf Cover und Co.
WdE hat jedoch ein wenig zu Belustigung geführt, das lag aber weniger am vorhandensein von obszön großen Brüsten, als vielmehr an der Darstellungsart derselbigen.
Sich in einem eskapistischen Fantasyspielsystem mit nivellierten Unterschieden zwischen den Geschlechtern, inhärent schönen humanoiden (Elfen), Drachen, Magiern und Dämonen darüber zu beklagen, dass nicht genug hässliche Leute auf Bildern dargestellt werden, erscheint mir irgendwie sinnbefreit.
Hola!
In Stätten okkulter Geheimnisse gibt es viele neue Illustrationen, von altbekannten und neuen Meisterpersonen. Das Portrait einer neuen Meisterperson in einem Hintergrund-/Quellenband suggeriert eine gewisse Bedeutung. Wenn mir von diesen neuen Meisterpersonen gerade die Damen überwiegend durch ihre aufreizende Körperlichkeit schmackhaft gemacht werden, dann bewegt sich das durchaus in die sexistische Richtung: Die mächtigen Frauen sind jung und schön.
Nota bene: Die anderen Frauen sind in der Regel älter – sowohl vom aventurischen Alter als auch von ihrem irdischen. Meisterpersonen wie Marchesca Ophenos von Mengbilla (SoG 15) oder Madalena Mirabilia di Madjani-Minora (SoG 96) sind aber neu eingeführt und werden mir mit einem recht einheitlichen Bild präsentiert. Bestenfalls kann ich mich langweilen. Oder mich ernsthaft fragen, ob das eine Richtung ist, die wirklich begrüßenswert ist.
@Ohrenbär:
Sexismus ist nicht nur eine Sache, die Frauen betrifft. Es gibt auch sexistische Stereotypen für Männer, die ich ebenso fragwürdig bis ermüdend finde.
@Darius:
Ich schwinge mich hier nicht zum Verteidiger einer holden Weiblichkeit auf. Ich hinterfrage nur einen Trend, der mir aufgefallen ist – und den es sicherlich nicht nur im Rollenspiel und bei Das Schwarze Auge gibt. Aber ich frage mich, ob Das Schwarze Auge hier unreflektiert mitmachen muss oder nicht auch andere Akzente setzen kann.
Beste Grüße!
Michael
Also wir fanden die prüden Cover die vor Jahren das Bild prägten im Verhältnis zu den Yüce Bildern massiv langweilig!
Aber die meisten zeichner sind Frauen – Caryad, Mia Steingräber, Diana Rafoth, Melanie Meier, u.a., zum Teil setzen die sogar ihre Charaktere aufreizend in Szene.
Wenn dies ein Trend ist, ist es ein guter Trend, sexuelle Freiheit, auch in bildlicher Darstellung ist ein Merkmal unserer freien Gesellschaft.
Überdies, in vielen Gruppen, so auch bei uns, ist Erotik ein normaler Bestandteil des Rollenspiels, warum sollte ich die Affäre des horas. Edlen mit der Schankmagd weniger detailreich ausspielen lassen, als das spätere Gemetzel?
Die Lieblings-PC Spiele meiner Frau sind die Neverwinternights Module „A Dance with Rogues“, da geht es sehr viel um Sex und sogar sexuelle Gewalt – aber dies mit wesentlich mehr rollenspielerischem Tiefgang als in den politisch korrekten offiziellen Kampagnen.
Wenn die Spielerinnen in unserer Runde (alle Mitte 30) sich aus einer Bildersammlung Portraits für ihre Heldinnen raussuchen sind diese zum Teil fast nackt, das interessiert die nicht, die schauen ob ihnen der Charakter in Gesicht und Körpersprache gefällt.
Ich werde den Mädels Deine Zeilen mal zum Lesen geben am Samstag, ich wäre überrascht wenn eine mehr macht als mit den Schultern zucken 🙂
Hola Thorsten!
Das ist vollkommen legitim. Ich beanspruche keine Deutungshoheit. Und wie ich im ursprünglichen Artikel mit “Alles gar nicht so schlimm?” umschrieb: Ich mag mich auch irren. Die Kommentare zeigen mir allerdings auch, dass es durchaus ein Interesse gibt, die Thematik kritisch zu reflektieren. Wenn mein Artikel eine Diskussion anstoßen kann oder zumindest bewirkt, dass man die Thematik einmal für sich hinterfragt, hat er schon viel erreicht.
Was die eigene Spielrunde macht, ist ohnehin dieser überlassen. Legitim ist, was innerhalb der Gruppe Spaß macht. Wer wäre ich, euch da von irgendetwas überzeugen zu wollen? 😉
Es geht aber um das öffentliche Bild. Ein anderes Beispiel: Wenn du sagst, dass sexuelle Gewalt eurer Spielrunde eine rollenspielerische Tiefe gibt, die die in den ‘politisch korrekten’ offiziellen Kampagnen fehlt, dann halte ich dagegen, dass dies nichts mit politischer Korrektheit zu tun hat, sondern ganz einfach damit, dass man seine eigene Spielrunde schon verdammt gut kennen muss, bevor man ein solches Thema ins Spiel bringt. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich trete weder ein für eine von mir vermeintlich behauptete unterdrückte Spielerinnenschaft noch für ein ‘politisch korrektes’ Das Schwarze Auge. Und, wie geschrieben, ich beanspruche keine Deutungshoheit. Ebenso wenig, wie sich vermutlich aus der Sicht deiner privaten Runde ein Allgemeinheitsanspruch ableiten lässt. 😉 Wenn es euch nicht stört: Super! Andere Kommentatoren scheinen es hingegen eher kritisch zu sehen. Und in diesem Fall darf die – schwierige! – Frage nach dem richtigen Maß erlaubt sein.
Beste Grüße!
Michael
Es geht weniger um langweilig etc. sondern um Kunst. Und eine Dryade die dne davonsegelnden Seemann hinterherwinkt und auf dem nächsten Freier wartet ist für mich keine Dryade – ich bin Hamburger und kenne diese Pose 🙂
Meinetwegen können dagegen Magier(innen) halbnackt rumlaufen – wenn es die Kleiderordnung erlaubt. Sex spielte schon in alten Abenteuern (die in Havena) eine Rolle, um u.a. die Helden abzulenken.
Hallo Michael,
DSA ist meiner Meinung nach in keiner Weise sexistisch! Ganz im Gegenteil wird ja stark darauf geachtet, dass die Archetypen immer schön abwechselnd männlich und weiblich besetzt sind. Dabei werden in der realen Welt (im Durchschnitt aller Menschen) de facto vorhandene Unterschiede bei Körperkräften oder Neigungen sogar zugunsten einer durchgängigen „Gleichberechtigung“ außer acht gelassen. In dieser Hinsicht kann man DSA also nichts vorwerfen.
Bei den angesprochenen Grafiken und Covern sollte man meines Erachtens die Kirche im Dorf lassen. Die meisten Menschen sehen einfach lieber schöne Menschen als durchschittliche oder hässliche. Das ist ganz normal und auch in anderen Zusammenhängen so. Auf Titelbildern von Autozeitungen prangen auch nicht nur Opel Kadetts, sondern schon mal ein unbezahlbarer Ferrari, auf Reisemagazinen nicht nur der Garten von Tante Erna, sondern z.B. die Malediven und auf TV Zeitschriften eben ein hübsches Starlet und nicht Mutter Beimer.
Wie schon ein Vorredner hier gesagt hat, es handelt sich beim Rollenspiel immerhin um Fantasie und Eskapismus und ich finde da ist ein bisschen Eye Candy absolut erlaubt, m.E. sogar wünschenswert. Mir hat die Dryade im AB sehr gut gefallen und solange das alles in einem vernünftigen Verhältnis bleibt (ungefähr so wie es jetzt ist), gebe ich ehrlich zu, dass ich rahjagefällige Kurven gerne betrachte.
Darüber hinaus denke ich, dass die meisten Frauen damit viel weniger Probleme haben, als hier angedeutet wird. Beim Besuch auf der diesjährigen Role Play Convention in Köln habe ich viele Cosplayerinnen und Larperinnen getroffen, die sich mit enorm viel handwerklichem Geschick und einer Menge Arbeit freiwillig Kostüme geschaffen haben, in denen sie dann natürlich auch attraktiv und interessant ausgesehen haben. Daran kann ich nichts Verwerfliches finden, ganz im Gegenteil. 🙂
Ein großes Lob an dieser Stelle auch nochmal an die ja überwiegend weiblichen DSA Zeichner u.a. Verena Schneider, Melanie Meier, Diana Rahfoth, Kristina Gehrmann, Anna Steinbauer, die meiner Meinung nach bisher eine tolle Arbeit abliefern und hoffentlich auch in Zukunft so weiter machen dürfen.
Schöne Grüße
Alrik vom Eichforst
Vielen Dank für das Ansprechen dieses Themas. Und auch noch schön dargelegt – das erfreut!
Zur Kritik in den Kommentaren ist aus meiner Sicht zu betonen:
Dass über die Rolle des eigenen und des anderen Geschlechts nicht besonders stark reflektiert wird (sei es in der realen Gesellschaft oder eben in DSA) betrifft nun einmal nicht nur Männer. Daher ist es kein Beweis für die völlige Unbedenklichkeit fortgeführter Klischees, dass u.U. auch manche Frauen kein Problem mit den von Michael kritisierten Umständen haben. Oft werden gesellschaftliche Rollenzuweisungen nun mal als selbstverständlich akzeptiert und hingenommen – was nicht bedeutet, dass sie unproblematisch sind! Es bedeutet nur, dass es schwieriger sein wird, sie mehrheitsfähig zu hinterfragen und auf ihre Schädlichkeit hin zu prüfen.
Zudem: Als Frau weiß ich es immer zu schätzen, wenn auch männliche Kollegen solche Themen wie das angesprochene aufgreifen und nicht einfach beiseite wischen. Leider wird Kritik von weiblicher Seite oft nur als hypersensibel belächelt oder als „Neid“ gewertet. Handle es sich nun um Sexismus oder eventuell überflüssige Sexualisierung (hauptsächlich der weiblichen Charaktere, darüber muss wohl nicht wirklich diskutiert werden) – egal wie man es deutet, ich bin dankbar, dass es zur Diskussion gelangt.
Und hoffe, dass auch der eine oder andere hier, der bisher die geschilderten Umstände gar nicht hinterfragt hat, dadurch zum Nachdenken angeregt wird. Darauf kommt es an!
Vielen Dank jedenfalls an Michael!
MM: „Da es aber überwiegend weibliche Meisterpersonen betrifft, deren herausragende Attribute dann noch vor allem ‘hübsch’, ‘attraktiv’ und ‘gut aussehend’ sind, bedient für mich doch Geschlechterstereotype, dazu noch welche, die Außenstehende Rollenspielern gerne attestieren.
Normalerweise wird in der Literaturkritik gesagt, dass Attribute ‘hübsch’, ‘attraktiv’ und ‘gut aussehend’ die Unfähigkeit von Schreibenden kennzeichnen, die richtigen, präzisen Worte zu finden, an denen manche Schriftsteller jahrelang feilen.
Im Fall von Rollenspiel-Literatur, welche in den meisten Fällen von mehr oder mindre Fans für Fans geschrieben wird, hat diese Ungenauigkeit doch einen Vorteil – sie überlässt doch die Ausgestaltung der (Meister-)Figuren der Fantasie der Einzelnen, noch dazu weil DSA-Bücher dann doch mit verhältnismässig wenigen Illustrationen auskommen müssen.
Also halb so schlimm.
(Dennoch schließe ich mich an – es ist wünschenswert ein weniger heroisch schematisches Bild von den Akteuren innerhalb der Welt zu zeichen. Aber seien wir ehrlich – dazu fehlt dann doch der inhaltliche Ansatz bei DSA, Heldenfiguren als hässliche und gezeichnete, vernarbte und verkrüppelte, notgeile und vergewaltigte, getriebene und abhängige Charaktere zu zeichnen, die eins nicht sind: freiwillig aus Abeteuerlust auf Reisen, sondern aus dem Erfordernis heraus, dass es für sie kein anderes Auskommen gibt. )
Ich würde zwischen zweierlei Ausprägungen unterscheiden – zwischen einem erotischen Hauch auf Covern wie Schleiertanz und drastischen Kunstfiguren, wie auf dem Cover von Wege des Entdeckers, die einen Taillenumfang haben, der einer ihrer Brüste entspricht.
Für mich war in der Pubertät ein DSA-Kaufgrund die exotische Frauendarstellung von Yüce. Bei allem was sicherlich auch an seinem Frauenbild zu kritisieren ist, waren die dargestellten Heldinnen zu der Zeit bemerkenswert. Kiesows Bordelldichte in Aventurien hat dagegen immer schwülstig gewirkt. Man sollte mMn differenzieren, zwischen Sexappeal und ordinären Zerrbildern.
Man sollte sich aber auf keinen Fall von spießigen Kleingeistern und Gender-Fanatikern die Laune verderben lassen. Nicht von ungefähr geht aus dieser Ecke eines nicht hervor, was aus meiner Sicht (über-)lebenswichtig für DSA ist: Spaß, für die mehrheitlich männliche Zielgruppe.
Lieber Michael,
eines möchte ich lieber nicht stehen lassen: sexuelle Gewalt gibt keine Spieltiefe. In dem NWN Modul „a dance with rogues“ gibt es sexuelle Gewalt – jedoch ist die rollenpielerische Tiefe (im Verhältnis zu den Originalmodulen) so massiv das es nicht stört, sondern sich eher wie in den Romanen von GRR Martin in die Plausibilität der Spielwelt einfügt.
Bei uns am Spieltisch ist dies im grauen Aventurien kein Tabuthema, wird aber auch nicht explizit ausgespielt.
Ich denke einfach das der lockere Umgang des DSA mit Sexualität dieses immer angenehm vom „sterilen“ D&D abgegrenzt hat.
Auch ist Sexualität nunmal eine normale Triebfeder menschlichen Handelns, neben dem Streben nach Anerkennung, Geld, Liebe, etc. Also ist es nur legitim sie auch gleichberechtigt im Rollenspiel ihren Platz haben zu lassen.
Wir waren alle damals von Dragon Age belustigt das sich als erwachsenes Rollenspiel FSK 18 verkaufte, nicht mit Blut und Gekröse sparte aber bitte lieber abgeschlagene Gliedmaße zeigt als nur ein entblöster Nippel. The Witcher war da als Europäisches Produkt weiter.
Und genau da sehe ich DSA, als ein Rollenspiel das aus einer freiheitlichen geistigen Haltung entstanden sich nicht aus religiösen oder puritanischen Gesichtspunkten in Aspekten der Freizügigkeit limitieren sollte.
Das spiegelt natürlich nur meine Sicht, bzw. überwiegend auch die unserer Gruppe, das ist ja das schöne im RP, jeder hat sein Aventurien 🙂
Beste Grüße, Thorsten
P.S.: Der Mondenkaiser war große Klasse!!!
Ich würde dazu noch, ohne jetzt allzu sehr in die Tiefe zu gehen, anmerken, dass das ‚Maß‘ bei der Darstellung das Wesentliche ist und ein Überborden des Maßes bei der Darstellung von von weiblicher Sexualität das ist, was mich stört und anscheinend doch auch sehr viel andere hier.
Das Cover von „Schleiertanz“ etwa halte ich für sehr gelungen, hier geben sich Ästhetik und, wenn man will, Erotik die Hand und fügen sich zu einem Ganzen, das auch wunderbar zur Thematik des Bandes passt.
Wenn aber eine Dryade ihre Brüste in die Kamera streckt, die nicht mal mehr auf den zweiten Blick wie ein Feenwesen wirkt, sondern vielmehr wie ein Playboy-Covergirl, wenn auf Buchcovern (Schwarze Segel oder so ähnlich) überhaupt mal nur noch ein nackter Körper mit wohlgeformten Brüsten gezeigt wird und teils bei den Grafiken die entsprechenden Texte noch eigens betonen, wie willig die betreffenden Personen sind (konkret bei der Dryade) oder dass sie ja – wie übrigens anscheinend alle anderen Magier auch – keine Unterwäsche tragen (SoG, bei der Beschreibung von Punin; wobei ich das Bild hier noch in Ordnung fände, wenn die Charakterbeschreibung ein bisschen weniger Naivität vermitteln würde), dann hat das nichts mehr mit gelungener Verbindung von Rollenspiel und ‚Sex‘ zu tun, sondern scheint mir lediglich Ausdruck einer Werbestrategie zu sein, mit vermehrt nackter Haut um Aufmerksamkeit zu heischen.
Sexualität und auch die Darstellung nackter Körper soll nicht generell aus unserem Rollenspiel verschwinden – ich glaube, kaum jemand hier vertritt diesen Standpunkt. Aber sie sollte abseits eines schon lange anhaltenden Trends in Filmen und in der Werbung einen ästhetischen Grundsatz wahren, stilvoll in Szene gesetzt werden, nicht überbordend sein und ausgewogener eingesetzt werden (ein Beispiel wäre Lysara aus ‚Unsterbliche Gier‘ oder die Zeichnung von Lahmifarii in der ZooBotanica, ebenso das Dryadenbild in der ZooBotanica; jeweils ‚realistische‘ nackte Körper ohne offensichtliche ‚Nimm mich‘-Pose; oder eben das schon angesprochene Coverbild von Schleiertanz, ohne jetzt viel zu recherchieren zu beginnen).
@Szass: Volle Zustimmung zum letzen Absatz!
Interessant, genau über das Thema haben wir am Wochenende in der Gruppe auch diskutiert, ebenfalls anlässlich des Botens mit der schlecht als Dryade verkleideten Hafendirne. Ich muss sagen, dass mich als Spielerin diese starke Tendenz, Frauen als Sexualobjekte und weniger als Heldinnen zu sehen, an DSA in letzter Zeit derart stört, dass ich sogar manchmal ans Aufhören denke. Ich weiß nicht, ob ich es nur anders wahrnehme oder ob es schon immer so war, aber mir fällt ein deutlicher Unterschied bei der Darstellung weiblicher und männlicher NSC auf.
Bei Männern wird beschrieben, wie stark, intelligent, mächtig oder voller magischer Kraft sie sind.
Bei Frauen dienen die Beschreibungen oft nur dazu, die Fuckability zu bewerten.
Ich hab als Spielerin oft das Gefühl, irgendwelche männlichen Fantasien zu spielen, oder noch schlimmer, als Projektionsfläche derselben herhalten zu müssen. Bei dieser Dryade zum Beispiel gibt es zwei Möglichkeiten, sie krallt sich die weibliche Heldin, sehr zu Freude der männlichen Spieler, die das Kopfkino anwerfen dürfen, was denn die beiden Frauen so treiben, oder sie holt sich den männlichen Helden, ebenfalls zur Freude der männlichen Spieler.
Der Umgang mit Homosexualität ist ja auch so ein Beispiel, es gibt mE unter den NSC deutlich mehr lesbische Frauen (weil das aus männlicher Sicht ja irgendwie geil ist) als schwule Männer (weil das ja irgendwie eklig ist und an der eigenen Heterosexualität rüttelt).
Ja, ich als Spielerin empfinde DSA deutlich als sexistisch, und zwar in einem Maße, dass ich es als störned empfinde. Allerding muss ich auch den Standpunkt meiner männlichen Mitspieler verstehen, die zwar diese Tatsache nicht abstreiten, aber mich auch ganz realistisch darauf hingewiesen haben, dass DSA nun mal hauptsächlich für Männer ist und diese Art der Sexualisierung für sie zum Spielspaß beiträgt.
Ah, es ist befreiend, dass ich nicht wieder die Person bin, die den Sexismus-Apologet*innen klar macht, dass es tatsächlich Leute gibt, die das stört. Kudos, Emmeline.
Ich ziehe an der Stelle mal DSA-Text zu Rate, da ich die Arbeit am Konkreten sehr wichtig finde. In der Drachenchronik tritt meine persönlich liebste Anti-Heldin mehrfach auf. Dabei ist sie, in dieser Reihenfolge, nackt, nackt, im Körper der „Drachengespielin“ (DC III, S. 47) agierend, als „schlanke Gestalt von bitterer, unschuldiger Schönheit“ (DV IIII, S. 116, Illustration dazu nackt) und schließlich bauchfrei-zerschlissen. Weibliche Verführungskunst scheint selbst im Übernatürlichen, das bei der Wahl der Mittel ja vollkommen freie Hand hätte, schließlich auf nackte Tatsachen zurückzuführen sein.
Ich finde es übrigens nicht nötig, den Standpunkt verstehen zu müssen, dass Sexismus zum Spielspaß beiträgt. Mir würde sich das auch weder bei Rassismus noch bei Antiziganismus erschließen, es sei denn als kritische Karikatur. An der hätte ich meine helle Freude.
Ich vertrete aber auch nicht die Ansicht, dass DSA hauptsächlich für Männer sein sollte. Und ich würde mich auch beleidigt fühlen, wenn mir irgendwelche Illustratorinnen oder Autoren erklärten, dass diese Darstellungen meinen Wünschen als Mann entsprechen würden. Da wäre in Bezug auf Fantasie und Rollenvielfalt Game of Thrones (HBO) mit Brienne of Tarth, Catelyn Stark, Ygritte und sogar Melisandre mutiger und unangepasster. Und selbst die Serie ist wohlwollend zusammengefasst mit „Wenn Männer etwas wollen, führen sie Krieg; wenn Frauen etwas wollen, ziehen sie sich aus.“ (Eigentlich wollte ich noch Cersei mit aufführen, aber die Rolle macht nix aus Lena Headeys Qualitäten; da war sie in Terminator: The Sarah Connor Chronicles um Längen besser und cooler).
Auch in einer Runde mit allein weiblichen Mitspielenden habe ich keine Lust, Sexismus über Männer zu bedienen. Das kann ich auf der Arbeit zu Genüge erleben. Wenn das Rollenspiel nur die Fortsetzung des Bestehenden sein soll, dann doch lieber tatsächlich The Witcher oder Final Fantasy. Das ist grafisch und auditorisch ansprechender und dann muss ich auch keine anderen Leute mit reinziehen, die das nervt.
Long story short: Wenn Frauen generell die Projektionsfläche für Wünsche in einer Runde sind, würde ich das versuchen zu ändern. Oder gehen.
Außer in der Therapie sollte sich niemand mit Alltagsdreck rollenspielerisch auseinandersetzen müssen.
Ich habe wegen Sexismus aus Solidarität bereits eine Runde verlassen, weil die dortigen Personen (Geschlecht finde ich da irrelevant) sich für keinerlei Diskussion offen zeigten. Und werde es wieder tun.
Also ich kann die Aufregung nicht nachvollziehen. DSA ist ein Fantasy Rollenspiel, dazu gehören mMn heldenhafte, gut gebaute Charaktere. Gerne auch etwas überzeichnet. In Richtung Kampf und Gewalt scheinen ja keine Bedenken vorhanden zu sein. Wollen wir jetzt wirklich ein Real-Life DSA mit den Leuten wie wir sie täglich auf der Straße sehen. Wir Spielen Helden in einer phantastischen Welt!
Und was jetzt grade an dem DSA5 Cover Bild so „schrecklich“ schön sein soll entzieht sich mir völlig…
PS: Meine Frau schüttelt auch nur den Kopf…
Naja, die Vorreiter (pardon) waren mM die Romane – selbst Kiesow hat in „Der Scharlatan“ teils sehr bildhaft geschrieben – „Die Piraten des Südmeers“ hüllen wir lieber in Schweigen. Wenn man bedenkt, wieso Bilder in der 1. Basisbox ausgetauscht werden mußten – der Aufschrei wäre heute bei manchen BIlder weitaus größer – und „berechtigter“. Der Witz ist, auf einer Seite will DSA eine fantastische „normale“ Welt darstellen – aber die Darstellungen entsprechen eher Wunschvorbildern. Naja, wenigstens gehen iwr nciht den Weg von D&D, wo Krieger ist rasiermesserscharfen Stachelrüstungen herumlaufen – dann lieber eine scharfe Dryade 🙂
Nichts für ungut, aber bevor du jemandem (oder etwas) Sexismus vorwirfst, solltest du dich erkundigen, was Sexismus überhaupt bedeutet. Es haben ja bereits mehrere Kommentatoren, sorry Kommentator*innen darauf hingewiesen, dass es einen Unterschied zwischen Sexualisierung und Sexismus gibt.
Zu Emmelines Erfahrungen: Wir spielen derzeit – zugegeben – ABs aus der „guten alten“ DSA3 Zeit. Im letzten AB (Shafirs Schwur) gab es unter den NSCs zwei homosexuelle Pärchen, das eine männlich, das andere weiblich. Gerade eine der männlichen Personen wurde als besonders schön und charismatisch beschrieben, die beiden Damen stehen Hesinde deutlich näher. Die eine ist hesindegeweiht – ja es handelt sich um die Prinzessin 😉
Bei dem Dämon (Laraan), der eine der Spieler*innen verführen soll, wird zwar die Fom einer jungen Frau beschrieben, jedoch unter dem Hinweis, dass diese natürlich auch als Mann erscheinen kann, mit unterstützenden Textbausteinen für den Meister.
Mit Ausnahme von Pardona und der Baroness von Menzheim, die in „Unsterbliche Gier“ Stereotype bedienen dürfen, ist das eigentlich die grundsätzlcihe Erfahrung aus unseren letzten Abenteuern. Gerade das Herzogspaar in besagtem AB widerspricht dem Beschriebenen: Tolpatschiger Mann, der überhaupt nur etwas auf die Reihe bekommt, weil seine Frau weiß was sie tut. Und die Hexen sind irgenwie auch nicht als Lustobjekt beschrieben – ganz im Gegenteil. Auch sonst wimmeln die Hintergründe in DSA von klugen und mächtigen Frauen (von den stark patriarchalen Gegenden einmal abgesehen).
Ich möchte diesen Vorwurf eigentlich wirklich nicht bringen, aber kann es sein, dass mancher sich hier in etwas reinsteigert?
@Emmeline: Mir scheint das Problem ist in Deinem Fall nicht die sexualisierte Darstellung einer aufreizenden Nymphe, sondern der RL-Background Deiner Gruppe.
Bei uns gehört Sexualität im RP ganz normal dazu, aber es ist nicht ein „Wohlfühlkriterium“ im RP, weil jeder Spieler in der Gruppe im realen Leben Sex hat. DSA ist NICHT für Männer, sondern für Menschen beiderlei Geschlechts und wenn Sexualisierung im RP für sie so fundamental für den Spielspaß ist, sollten sie weniger im Rahjatempel rumhängen, sondern lieber mal im echten Leben in ner Kneipe, Disco, beim Sport, beim Einkaufen, …. eine Betörenprobe machen. Mehrfach, Patzer sind auch im realen Leben nicht ausgeschlossen. 😉
Und wenn eine reale Frau ihnen mal den Würfelbeutel geleert hat, ist das Abstauben des kleinen Alrik mit der Schankmagd in der Taverne auch nicht mehr so wichtig 😉
Nacktheit kann sehr erotisch sein…aber vor allem auch sehr normal… oder fangen die an zu Hyperventilieren wenn Ihr mal bei den Mohas spielt wo alle mehr oder weniger nackt rumrennen?
Nochmal, DSA ist kein Männerspiel – es sollte allen Spaß machen 🙂
Ich finde, dass in der Diskussion hier die Trennung zwischen Spiel und Wirklichkeit ein bisschen verwischt. Hey Leute, es geht nur um ein Spiel!!!
Es ist doch gerade das Markenzeichen von Spielen, Filmen und Büchern Eskapismus in allen Formen zu bieten und genau für die unterschiedlichsten Träume, Wünsche, Alltagsfluchten eine Projektionsfläche zu bieten, die es sonst im Alltag NICHT gibt oder jedenfalls so nicht gibt.
Mancher Beitrag liest sich ein bisschen verbittert, so als ob eine harmlose nackte Dryade im Boten der erste Schritt ist, um am nächsten Tag im echten Leben der Kollegin an den Hintern zu fassen und am Tag darauf Frauen das Arbeiten ganz zu verbieten…
Wenn man das auf diese Weise sehen will, müsste man sich meines Erachtens viel größere Sorgen machen, um all die Einbrecher, Söldner, Meuchler und Assassinen im Rollenspiel, die mit fragwürdiger Gesinnung und gegen Geld böse Aufträge ausführen. Wer weiß, was diese Spieler erst alles machen, wenn sie mal wirklich das Haus verlassen?
Nicht zu vergessen die armen Orks und die ganzen anderen unterprivilegierten Geschöpfe die von den Helden gewissenlos dahingemetzelt werden, obwohl sie doch auch lebendige Geschöpfe Aventuriens sind, wahrscheinlich nur durch ihr hartes Schicksal irgendwie auf die falsche Seite gekommen…
Und dann erst die Nationalismen. Nostrier gegen Andergaster, Mittelreich gegen liebliches Feld, usw. Schlimme rückwärtgewandte Denkweisen! Fürchterlich! Und wo bleibt eigentlich die Demokratie und die Menschrechte? Fragen über Fragen!
Man verzeihe mir die flapsige Ausdrucksweise aber was ich mit diesen Überlegungen sagen möchte ist nur, dass es völlig sinnlos ist, ein Rollenspiel unter diesen Gesichtspunkten nach aktuellen Maßstäben politisch korrekt zu machen. Ein großer Teil des Reizes solcher Spiele geht davon aus, dass sie es gerade nicht sind. Was das im einzelnen ist, unterscheidet sich naturgemäß von Spieler zu Spieler aber da sollte man einfach locker bleiben und nach dem Motto verfahren: Leben und leben lassen. 🙂
Natürlich würde es mir auch nicht gefallen, wenn die Regel- und Quellenbücher, Romane und Boten nur noch oder immer mehr aus aufreizenden Posen und Nackten bestehen. Das wäre ein klarer Fall von Thema verfehlt. Aber das kann man m.E. auch nicht ernsthaft behaupten! Es gibt in allen Publikationen die ich kenne (und das sind einige) viele differenzierte und starke weibliche Persönlichkeiten. Und das ist gut so.
Darüber hinaus gibt es aber eben auch gelegentlich Fälle wie jetzt die Dryade im Boten oder andere männeraugenfreundliche Abbildungen holder Weiblichkeit. Und auch das ist doch ok. Irgendjemand beklagte die angebliche „Nimm mich Haltung“! Das habe ich persönlich nicht so empfunden aber ich würde soweit gehen zu sagen, dass es genau so richtig ist, wenn es so etwas im Rahmen von DSA auch gibt. (wohlgemerkt „auch“ und nicht „nur“ oder „überwiegend“!)
Vielleicht ist es für den ein oder anderen ein Abenteuer der besonderen Art, an dass er sich später gerne erinnert. Vielleicht ist so etwas auch in einem bestimmten Alter ansprechender als in späteren Jahren. Bei Jungs sicher allemal. Es ist auf jeden Fall weder verdammenswert noch besonders erklärungsbedürftig, dass Jungs/Männern grundsätzlich erstmal schöne Frauendarstellungen gefallen bzw. Spaß machen. Das ist wahrscheinlich so, seit es überhaupt Menschen gibt und daraus kann man auch mit bösen „ismus“-Wörtern nichts Unnormales machen. Was schön ist, liegt natürlich im Auge jedes Betrachters. Und damit zurück zum Anfang:
Es ist nur ein Spiel! Es geht nicht um die Aufklärung des Abendlandes oder die Gleichberechtigung von Frauen im wirklichen Leben (die gut und wichtig ist). Das Spiel lebt von Abenteuer und Freiheit und Exotik, von Schurken und Schönen, von seiner Vielfalt und Offenheit. Und wenn man sich als Spieler mal von etwas nicht angesprochen fühlt, seien es nun hübsche Brüste, eklige Zombies oder unmoralische Meuchler, dann blättert man einfach weiter und lässt denjenigen ihren Spaß, die ihn am jewiligen Thema haben.
Liebe Grüße
Alrik
P.S. Lange lebe der Kettenbikini, der Flügelhelm und der Schnauzbart ;-))))))))))
Als ersten Einstieg in eine Diskussion der anderen Seite zu unterstellen, sie sei zu dumm/faul, sich über Begriffe zu erkundigen und dann den Sprachgebrauch zu karikieren, betrachte ich im besten Falle als Polemik. Wenn das so gemeint war, ist sie trefflich angekommen. Wäre aber schade um die Diskussion.
Mich würde der Unterschied zwischen Sexualisierung und Sexismus auch sehr interessieren. Besonders in einem System, in dem die Charakterbeschreibungen und spielweltinternen Interaktionen klar machen, dass Frauen dann begehrenswert sind, wenn Spieler sie attraktiv finden und Männer dann, wenn sie Identifikationsangebote darstellen. Da brauche ich nicht zwei Mal zu überlegen, wie dann die Sexualisierung wirkt. In einem Fall stärkt sie eine Objektivierung (oder welche der Mitspielerinnen wollte sich gerne mit der Nymphe identifizieren?) und im anderen Fall liefert sie eine weitere Facette des Identifikationsangebots (oder welcher Mitspieler fand Raidri uninteressanter, weil der so häufig Sex hatte?)
Was für mich den Unterschied zwischen Sexualisierung und Sexismus ausmacht: der Unterschied zwischen „5 Hot Stories for Her“ und Filmen aus Marc-Dorcel-Produktionen.
Ein einfacher Blick auf wikipedia hätte weitergeholfen 😉
Sexualisierung = „die Fokussierung bzw. Hervorhebung der Sexualität innerhalb eines umfassenderen Kontextes“
Sexismus = Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.
Ich will nicht sagen, dass Sexualisierung im Kontext DSA richtig ist. Aber es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen Sexualisierung und Sexismus. Was ist jetzt aber das Problem an dem, in meinen Augen nicht haltbaren, Vorwurf des Sexismus?
Ganz einfach, in der Realität existiert Sexismus. Er ist häufig und ein echtes gesellschaftliches Problem. Indem man mit dem Finger auf alles zeigt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und laut „Sexismus“ schreit, wird der reale Sexismus verharmlost.
Dementsprechend ist es eben keine Polemik „[a]ls ersten Einstieg in eine Diskussion der anderen Seite zu unterstellen, sie sei zu dumm/faul, sich über Begriffe zu erkundigen und dann den Sprachgebrauch zu karikieren“, sondern ernst gemeinte und berechtigte Kritik.
Natürlich darf darüber diskutiert werden, ob die Dryade im Aventurischen Boten so dargestellt werden muss. Natürlich darf gefragt werden, warum die Magierin auf dem DSA5 Cover unbedingt bauch- und schulterfrei tragen muss und warum das Kleid der Elfe daneben gerade so über die Scham reicht und warum sie darunter Lederstrapse(?) trägt. Aber das geht auch und sogar sehr viel besser, wenn nicht gleich die Sexismuskeule geschwungen wird.
@ Sidra: Entschuldigung, aber allen, die hier widersprechen kollektiv zu unterstellen, sie hätten nur nicht ausreichend die eigene Sexualität reflektiert ist in etwa genauso dumm, wie den Zustimmenden zu unterstellen, sie seien alle nur neidisch/sollten einfach mal wieder Sex haben/seien frigide Spießer.
Jay, da möchte ich dir aus meiner Sichtweise heraus widersprechen. Mit Sexualisierung hätte ich nicht das geringste Problem, aber mit dem deutlichen Sexismus, der sich darin äußert, dass das Objekt dieser Sexualisierung immer die Frauen sind, zur Freude der männlichen Spieler. Deine Beispiele, die Dryade, die Magierin, die Elfe, das sind alles Frauen. Und weil es eben nur Frauen sind, ist es sexistisch und nicht nur eine Sexulisierung. Wenn das Verhältnis ausgewogen wäre, würde mich das Ganze nicht mehr stören.
@Emmeline: mein Tipp, dreh es um. Für Deine männlichen Spieler sind die Dryade, Elfe, Schankmagd… Projektionsflächen ihrer (wie mir scheint unerfüllten) männlíchen Fantasien.
Als SL dränge ich den Heldinnen unserer Gruppe keine aventurischen Callboys auf, die Mädels erkundigen sich von selbst „wie sieht der Elf aus? / ist der Alchemist schon älter / beschreib mal das Aussehen des Thorwalers“, etc. und gehen hier sehr selbstbewusst vor wenn sie ein rahjagefälliges Abenteuer suchen.
Ich könnte mir vorstellen das genau dieses Selbstbewußtsein, wenn Deine Heldin mal nen richtigen Kerl (egal ob der eher wie Jonny Depp oder Jason Momoa aussieht) sucht und hier klar weiß was sie will, … dieses Selbstbewusstsein Deine männlichen Mitspieler kuriert.
Die meisten Maulhelden können nicht mit starken selbstbewussten Frauen umgehen.
Ansonsten erklär ihnen wie Du Dich fühlst, wie ich oben schrieb, das Spiel soll allen- auch Dir – Spaß machen, und dazu gehört auch Rücksichtnahme. darüberhinaus ist ein Feixen wer mehr Aventurierinnen beglückt hat höchst lächerlich 😉
Ach, dürfte man das Durchschnittsalter Deiner sexualisierten Mitspieler erfahren? 🙂
Dazu mal etwas Licht von einer anderen Seite auf das Thema:
DSA spielt schließlich in einer mittelalterlichen Sagenwelt mit sehr unterschiedlichen Kulturkreisen. Ich finde die gegensätzlichen Optionen von Freizügigkeit und Prüderie eigentlich sehr authentisch und unterhaltsam.
Für die etwas zugeknöpften Spieler empfehle ich den Großteil der Abenteuer in Neulowangen bei den Praioten spielen zu lassen.
Hi Michael,
spannendes Thema 🙂
Ich kann deine Bedenken nachvollziehen und würde mir auch oft mehr bodenständige NSC wünschen, die nicht hauptsächlich über ihren Sexappeal definiert sind.
Auf der anderen Seite ich finde es jedoch gut, dass bei DSA Sexualität nicht ausgeklammert wird. Sexualität ist eine nicht zu unterschätzende Triebfeder für menschliches Handeln und zumindest in meinem Aventurien darf das Thema Sexualität auch gerne präsent sein.
In meinen Augen darf Rollenspiel der Wirklichkeit auch gerne einen Spiegel vorhalten. Und leider ist in der Welt, in der ich mich bewege, Schönheit ein relevanter Faktor für das gesellschaftliche Miteinander. Das ist so nicht wünschenswert, aber es ist die Realität, wie ich sie erlebe. Beispiel: Als ich noch 30 kg weniger gewogen habe, fiel es mir viel leichter, Menschen kennenzulernen. Und im Rollenspiel setze ich mich auch gerne mit den Problemen meiner Welt (in pointierter Form) auseinander.
Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass im Rollenspiel Dinge überzeichnet dargestellt werden. Der zimmerhockerische Magier ist dann nicht nur etwas unsportlich sondern gleich total wildnisunfähig. Der Barbar ist in jedem Fall ein muskelbepackter Hühne mit nacktem Oberkörper und nicht einfach ein Normalo mit anderer Kultur und primitiver Waffe. Die wildniskundige Frau ist nicht einfach eine Frau Mitte 40 mit Kräutergarten sondern gerne direkt die 70jährige Hexe mit Katze auf dem Puckel. Und hübsche Frauen sind halt direkt verführerische, exotische Schönheiten mit Körbchengröße D+ und Wespentaille. Das ist natürlich überzeichnet. Aber Rollenspiel lebt halt auch von Klischees und nicht von Durchschnittsmenschen.
Ungleichheit oder Ungerechtigkeit sorgt für Konfliktpotential. Und Konflikte führen zu spannenden rollenspielerischen Situationen, mit denen ich mich dann auseinandersetzen kann. Von daher ist für mich persönlich die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in Aventurien manchmal eher störend als wünschenswert. Da wo sich Utopie erfüllt, fehlt es nun mal an Spannung. Und Rollenspiel lebt aus der Spannung heraus.
Gerade die sexuelle Freiheit bei DSA finde ich eigentlich sogar sehr spannend. Im Vergleich zur tabuisierenden amerikanischen Kultur mag ich es, dass diese Themen hier offener angegangen werden. Dadurch, dass Sexualität in DSA präsent ist, wird eine Diskussion über „ich wünsche mir mehr schwule Männer als offizielle NSC“ überhaupt erst ermöglicht. Dadurch dass Rahja grundsätzlich auch BDSM abdeckt, kann man darüber reden, wo die Grenze der Einvernehmlichkeit verläuft. Die Ent-Tabuisierung ermöglicht überhaupt erst eine Diskussion darüber, ob DSA-Cover vielleicht zu viele Frauen mit Körbchengröße D+ abbilden.
Wenn das ein oder andere Cover in Foren eine Diskussion darüber auslöst, ob Frauen nicht zu sehr auf ihre körperlichen Reize reduziert werden, und ob das gängige Schönheitsideal wirklich so erstrebenswert ist, dann halte ich das für eine total begrüßenswerte Entwicklung.
Und von diesen ganzen Aspekten mal abgesehen: Ich gucke mir die Bilder einfach gerne an. Auch als heterosexuelle Frau.
Ein schönes Wochenende
Maria
Moinsens,
ich habe irgendwann aufgehört die Kommentare zu lesen.
Der Blogeintrag trifft mMn das richtige Thema, aber nicht komplett auf die richtige Weise.
Ich bin alles andere als politisch korrekt, wie mir nicht selten vorgeworfen wird – auch aber nicht ausschließlich im Rollenspiel – ja selbst im Larp. Es sollte Unterschiede zwischen unserer Realwelt und der Spielwelt geben, in welcher wir spielen.
Aventurien ist nicht politisch korrekt. Der Bronnjar schlägt seinen Leibeigenen, wenn es ihm beliebt und hat dabei Recht. Der Fürst steht über dem Grafen und der über dem Baron und allen Bauern. Und das ist gut so. Denn Aventurien ist anders als unsere Realwelt. In Aventurien spielen diese Stände eine wichtige Rolle und prägen massiv das Aventurienbild.
Rassismus ist in DSA eine klassische und auch verdient existierende Komponente. Es gibt Rassen. Sie unterscheiden sich massiv und sie stehen teils im Krieg miteinander. Und darum sind die Rassen in DSA auch wirklich anders und können damit auch ohne schlechtes Gewissen diskriminiert werden. (Ein Punkt der mich bei Splittermond extrem irritierte und auch mit abschreckte)
Aber ich möchte den Bogen zu den Softporno-Darstellungen einiger NSCs in und auf Büchern schlagen.
Lese ich mir die RSHs durch, welche die Regionen in Aventurien beschreiben, lese ich da wenig von übertriebener Freizügigkeit (Al’Anfa, Aranien und die Zahori klammere ich mal vorsichtshalber aus). Ich habe in keiner RSH bisher von einer sehr starken Freizügigkeit und im Alltäglichen dargestellten, demonstrierten und gelebten Sexualität gelesen. Eher herrscht ein doch recht gesittetes und teils biederes Weltbild an Menschenschlag vor.
Beschäftige ich mich mit dem Gewande, das einem Magier geziemt, lese ich nichts von freien Schultern und zur Schau getragenen Bauchnabelpiercings und Arschgeweihtattoovierungen.
Und ich habe noch niergends wirklich niergendwo gelesen, dass in Aventurien die Menschen „schöner“ oder muskulöser oder sexorientierter wären, als auf Erden.
Wenn nun aber der Durchschnittsaventurier nicht „schöner“ ist, als im Irdischen, warum ist dann ein so überdimensionierter Anteil der NSC so „schön“ und „attraktiv“ und „aufreizend“ ?
Das ist nicht Aventurien, das da plakativ in bester Fixvorlagen manier bebildert wird. Das sind feucht fröhliche Fantasien (noch immer) unreifer Pupertierender .
Warum ist die Markgräfin der Rommilyser Mark (zwar sittsam gekleidet aber dennoch) eine plakativ „schöne“/hübsche Frau, deren Darstellung sich am in den Medien vorangetriebenen Schöneitsideal orientiert ?
Die Frau ist eine Ritterin und könnte ein entsprechendes Kreuz gebrauchen. Sie könnte etwas kräftiger/korpulenter (nicht fett) sein, immerhin wird sie niemals Hunger leiden müssen,…
Ich habe nun bewusst ein Beispiel aus einer Publikation genommen, für die Michael maßgeblich verantwortlich war. Denn es fängt nicht erst bei den nackten Brüsten und den entgegengereckten Hinterteilen an. Es sind nicht erst die Magisterinnen die im durchscheinenden Hauch von Nix durch die Gänge altehrwürdiger Akademien wuseln, es geht weit früher los.
Damit sage ich nicht, dass keine NSCs mehr „schön“ sein dürfen. Nur dass man es realistisch halten sollte.
Und natürlich wird jeder Krieger athletisch sein. Aber es gibt nicht nur Adoniskörper, die Athleten gehören.
Was die immer stärker vorkommende Darstellung und/oder Inszenesetzung von primären und sekundären Geschlechtsorganen angeht, sollten die scheiebar darüber wie verschämte Kinder sich giggelnd freuenden Redakteure langsam mal erwachsen werden und zwischen ihren Traumfantasien, ihrem Große-Brüste-Fan-Magazin auf der einen und dem beschriebenen Aventurien auf der anderen Seite zu unterscheiden lernen !
Wenn ich mir nackte Tatsachen ansehen möchte, kaufe ich mir eine entsprechende Zeitschrift, gehe in ein entsprechendes Etablisment, schalte den Fernseher ein, oder frage meine Freundin. Und schaue ich mir die Darstellungen der letzten Zeit so an, würde ich jedem aus der Redaktion und jeder Zeichnerin/jedem Zeichner mal empfehlen, in einen entsprechenden Laden zu gehen, entsprechende „Schmuddel“heftchen zu kosumieren oder aber sich oder die Freundin mal genau vor dem Spiegel zu betrachten.
Und dies meine ich nicht als persönlichen Angriff (von den wenigsten kenne ich das aktuelle Erscheinungsbild), sondern als ernstgemeinten Rat für ein aventurischeres Aventurien.
Und ja, auch bei uns, kommen sexuelle Anspielungen, grob flätige Anzüglichkeiten aber auch Verführung und Co. im IG-Rollenspiel der Charaktere vor. Aber deshalb müssen noch lange nicht der korpulierende Akt oder die Geschlechtsorgane in den Fokus der erzählerischen Handlung und/oder der bildlichen Unterstreichung gebracht werden.
Danke für die Aufmerksamkeit und ja, ich bin nicht politisch korrekt. 😉
LG,
Der Hugo
P.S.: „Schöheit“ in all ihren Verweindungen durch mich habe ich “ “ gesetzt, weil Schönheit im Auge des jeweiligen Betrachters liegt und die „Schönheit“ wie sie publiziert und durch die Medien geprägt/propagiert wird, nicht unbedingt dem persönlichen Schönheitsempfinden entsprechen muss. Auch wenn sie letzteres zunehmend bei vielen zu prägen scheint.
Mal eine Frage an den Autoren des Textes zurück: Da das eine in textlicher Form geäußerte Einzelmeinung war, die aber auf relativ viel Resonanz zu treffen scheint, wird das zukünftig in irgend einer Form redaktionell thematisiert werden, wie ist Deine Einschätzung?
Was die Diskussion angeht, so finde ich es bezeichnend, dass Sexismus mal wieder nicht so heißen darf. Und die Dryade ist, wie ich nach Textbesprechung feststellen konnte, einfach sexistisch. Gezeichnet, beschrieben, dargestellt. Punkt.
Wem das Spaß macht, okay. Das allein macht niemandem zu einem schlechteren Menschen. Ich möchte in der Hinsicht aber mal ganz kurz das Bild vor Augen rufen, das sich an der Wand ergibt, wenn diese „sexy“ Darstellungen (Magierinnen, nackte Kriegerin, Dryade) als Poster aufgehängt da sind. Das wäre jetzt nicht unbedingt das Zimmer der Person, der ich eine entspannte und respektvoller Haltung gegenüber Frauen unterstellte.
Thorsten, ich weiß Du meinst das positiv, aber so einfach umzudrehen ist das nicht. Weil selbst die Welt von DSA so strukturiert ist, dass es da wenig Rollenvorbilder für starke, selbstbewusste, machtorientierte Frauen gibt, die dann auch noch positiv sind. Wenn auch zum Glück unglaublich viel mehr als in der Realität.
Was allgemein die Idee angeht, sexistische Männer seien vor allem des Wegen sexistisch, weil sie keinen Sex haben… ganz viele Sexisten haben sogar Ehefrauen. Selbst Töchter. Und Mütter.
Rassisten hatten auch People of Colour als Hausbedienstete, Gärtner und Soldaten. Und auch Frauen haben 1997 gegen den Straftatbestand „Vergewaltigung in der Ehe“ gestimmt. Des Wegen finde ich dieses Argument „Meine Freundin/Frau findet das aber in Ordnung“ auf einer Ebene mit Roland Koch, der seine Politik rechtfertigte mit „Viele meiner Freunde sind Ausländer“.
Ein respektvollerer, geschmackvollerer Umgang miteinander ist keineswegs langweilig. Des Wegen gibt’s ja auch die Trennung zwischen in-game und off-game Text. Bei Illustrationen ist da einfach ein mehr Ausgewogenheit angesagt. Eröffnet sicher auch neue Zielgruppen. Mit neuem Geld.
Ich möchte dem Kommentar auch zustimmen. Man sollte da auf jeden Fall auch auf andere Rollen und Körperbilder achten. Gern auch mal normal aussehende Menschen als Helden, nicht nur Gutaussehend oder Häßlich.
Was Geschlechterrollen angeht ist der DSA Hintergrund für ein Mainstream Rollenspiel doch relativ fortschrittlich, soll er auch bleiben. Die Illustration soll das ebensowenig untergraben wie neue Texte.
Liebe Menschen!
Erst einmal: Wow! Mit so einer Ressonanz habe ich nicht gerechnet. Aber wirklich freut mich, dass die Diskussion und der Meinungsaustausch überwiegend human und zivil geblieben ist – und das bei einem nicht gerade einfachen Thema.
Für mich – vorerst – abschließend, möchte ich Folgendes festhalten:
Ich bin auch außerhalb von Das Schwarze Auge für eine bewusste und offene Sexualität. Ich schätze den ‘europäischen’, sprich: ungezwungenen Umgang mit dem Thema. ‘Ungezwungen’ heißt aber auch: nicht auf Kosten anderer. Ein gesunder Bezug zur Sexualität ist großartig, er sollte nur eben nicht diskriminierend sein.
Bei manchem Kommentar fühlte ich mich wie die Grünen, aus deren – sicherlich nicht geschickt kommunizierten – Vorschlag für eine bewusstere und gesundere Ernährung “Die wollen uns das Fleisch verbieten” wurde. Ich schreibe es noch einmal in aller Deutlichkeit: Für mich geht es nicht um eine Zugeknüpftheit, nicht um das Bannen jeglicher primärer wie sekundärer Geschlechtsteile oder sonstige Formen moralinsaurer, selbstauferlegter ‘Zensur’. Ich bin im Grunde meines Herzens Ästhet, auch ich sehe gerne schöne Menschen – aber ich muss damit nicht zugeballert werden.
Letztlich geht es um Maß und Balance. Und um ein Bewusstsein für die Thematik. So würde ich etwa keinem Autorenkollegen oder Redakteur sexistische Haltungen unterstellen. Wir sind in unserer Popkultur permanent mit fragwürdigen Rollenbildern und Geschlechtertypen konfrontiert, da hat man schneller etwas unreflektiert übernommen, als man mit etwas Nachdenken annehmen würde.
@Axel:
Ich weiß zumindest, dass dies hier gelesen wurde und wird. Welche Schlüsse daraus gezogen werden, kann ich natürlich nicht absehen. Aber für mich ist das schon länger ein Thema – und ich bin hartnäckig. 😉
Ein schönes Wochenende!
Michael
@Alrik:
Grundsätzlich ist es natürlich sehr verlockend zu sagen „Es ist nur ein Spiel“ und sich somit nicht weiter damit auseinanderzusetzen. Und anders als bei etabliertem und gerade daher auch oft gar nicht mehr bewusst wahrgenommenem Sexismus in diversen Massenmedien sind problematische Trends bei Spielen wie DSA wohl auch nicht etwas, was das Potenzial hat, die Auffassung und Verarbeitung der Gesamtgesellschaft von gewissen Themen negativ zu beeinflussen und zu formen. Trotzdem finde ich, man sollte sich nicht einfach zurücklehnen und sagen „Naja, das hat doch eh keinen Einfluss, das ist nur Eskapismus und bietet Projektionsfläche für Träume, Wünsche etc., die es sonst im Alltag nicht gibt“. Denn das finde ich nicht ganz korrekt – die übermäßige Sexualisierung von Frauen in Medien, das operative und digitale Hintrimmen von weiblichen Menschen in Medien ist bereits eine riesige Projektionsfläche für dahingehende Wünsche. Ich fände es irgendwie sehr, sehr schade, wenn sich DSA auf Dauer immer mehr diesem Mainstream anpassen würde.
Den Unterschied zur Darstellung von Einbrechern, Meuchlern, etc., die du ansprichst, und einer starken Sexualisierung von weiblichen Wesen in DSA, sehe ich schon sehr stark. Gewalt und Kriminalität wird grundsätzlich im rl geahndet und allgemein als negativ bewertet. Das gilt für die überbordende mediale Sexualisierung weiblicher Körper keineswegs: dies ist ein Trend, der zwar von manchen Gruppen stark kritisiert wird, aber im Allgemeinen trotzdem die unbestrittene Norm ist.
Dasselbe betrifft die Einhaltung von Demokratie und Menschenrechten, welche bei uns (im Allgemeinen) doch anerkannte Institutionen sind und ihr Fehlen als negativ aufgefasst wird. Daher finde ich eine entsprechende Umkehrung der Zustände in einem Rollenspiel nicht so problematisch.
Ich denke nicht, dass es ein Spiel wie DSA nötig hat, Spaß durch das Betonen von „politischer Unkorrektheit“ zu vermitteln. Was ich auch bisher überhaupt nicht als gegeben aufgefasst habe und auch natürlich weiterhin nicht so sehe.
@Jay: Sexualisierung wird dann zum Sexismus, wenn sie überwiegend ein Geschlecht betrifft und daher den Eindruck vermittelt, dass sich dieses durch seine sexuelle Verfügbarkeit bzw. Anziehung für das andere Geschlecht maßgeblich definiert, während das andere Geschlecht dies nicht nötig hat.
Ich finde auch nicht, dass man „kleinere“ Probleme mit Sexismus ignorieren muss, nur weil es auch „größere“ gibt. DSA ist ein Produkt der Realität, produziert von realen Menschen, gespielt von realen Menschen. Insofern kann man durchaus auch dieses Produkt vorsichtig an den Maßstab der Realität anlegen und sich fragen, was sich diese realen Menschen dabei gedacht haben oder ob sie sich unter Umständen vielleicht gar nichts dabei gedacht haben und wieso das so ist.
Und nein, ich habe keineswegs jedem mit anderer Meinung unterstellt, er hätte nur nicht reflektiert. Was ich meinte ist, dass Dinge, die man als selbstverständlich empfindet, sehr selten ohne entsprechenden Denkanstoß Gegenstand weitreichender Überlegungen werden. Das betrifft auch Geschlechterrollen. Es gibt viele Aspekte unserer realen Gesellschaft, die ich nicht sonderlich problematisch fand, bis ich mich (durch irgendetwas dazu bewogen) lange und ausführlich damit auseinandergesetzt habe. Die Sexualisierung des weiblichen Körpers in realen Medien gehört dazu. Und je öfter ich mit anderen Frauen oder Männern darüber gesprochen habe, desto mehr hat sich für mich bestätigt, dass dies das eigentliche Hauptproblem ist – es einfach nicht wahrzunehmen. Natürlich gibt es immer auch Personen, die tatsächlich und wirklich Meinungen vertreten, die nach meiner Ansicht gegen eine Gruppe arbeiten, der sie angehören. Nach meiner Erfahrung ist das jedoch nicht die Regel. Die Regel ist fehlendes Problembewusstsein. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.
Damit bin ich aber jetzt schon relativ weit von der eigentlichen Problematik ins reale Leben abgeschweift…
@Der Hugo: Zustimmung!
@ AxelOxenstierna: deine Kommentare lese ich hier schon die ganze Zeit besonders erfreut. 🙂
https://www.wiki-aventurica.de/wiki/Sex_und_Erotik_in_DSA
Interessanterweise stehen hier mehr Beispiele für sexuelle Beziehungen zwischen Männern als zwischen Frauen,
und die Bildbeispiele sind wirklich süß 😉
Gut, Masi!
Anders als Mike bezweifele ich aber das Eintreten einer Trendwende. Dabei wäre es so einfach, auf die erzwungen wirkende Nacktheit zu verzichten. Man bringe ohne weitere Kommentare mal zwei Jahre lang dynamische, spannende Titelbilder, die ganz ohne Sexualisierung auskommen – ich bin mir sicher, dass das den Verkaufszahlen nicht abträglich ist. Aber der Busen ist eben ein ganz einfaches Lockmittel, für das man keine weiteren Gedanken daran verschwenden muss, wie man einen Hingucker landen könnte. Eine ähnlich billige Alternative, die dennoch besser wäre, wäre mE die Orientierung an populären Titelbildern (aller Verlage) der Vergangenheit: Einfach das Motiv übernehmen und „aventurisieren“, und fertig ist der Hingucker. Dass ein Vorbild existiert, wird in den allermeisten Fällen nicht auffallen.
Sidra:
„Sexualisierung wird dann zum Sexismus, wenn sie überwiegend ein Geschlecht betrifft und daher den Eindruck vermittelt, dass sich dieses durch seine sexuelle Verfügbarkeit bzw. Anziehung für das andere Geschlecht maßgeblich definiert, während das andere Geschlecht dies nicht nötig hat.“
Ist das denn der Fall? Ich weise noch einmal darauf hin, dass wir hauptsächlich DSA3 ABs spielen (derzeit die 7G) und dementsprechend auch die alten Quellenbücher verwenden. In den neueren Büchern, die wir aus DSA4 und DSA 4.1 besitzen, kann ich das aber nicht feststellen. Auch die bereits von Thorsten verlinkte Liste zeigt ja, dass es auch sehr viele freizügig dargestellte Männer gibt und mehr männliche homosexuelle als weibliche homosexuelle Paare (also mehr Schwule als Lesben).
„Ich finde auch nicht, dass man “kleinere” Probleme mit Sexismus ignorieren muss, nur weil es auch “größere” gibt. DSA ist ein Produkt der Realität, produziert von realen Menschen, gespielt von realen Menschen. Insofern kann man durchaus auch dieses Produkt vorsichtig an den Maßstab der Realität anlegen und sich fragen, was sich diese realen Menschen dabei gedacht haben oder ob sie sich unter Umständen vielleicht gar nichts dabei gedacht haben und wieso das so ist.“
Denken wir das mal weiter und befreien DSA von jeglicher Form von Diskriminierung und Ungerechtigkeiten, die in Aventurien vorkommen: Also Demokratie statt Feudalherrschaft, kein einfaches Orkmetzeln mehr, sondern tiefgründige Analyse, ob Orks nicht einfach nur missverstandene Wesen sind usw.
Du siehst wohin das führt: Ein 21. Jahrhundert nur mit Schwertern.
„Und je öfter ich mit anderen Frauen oder Männern darüber gesprochen habe, desto mehr hat sich für mich bestätigt, dass dies das eigentliche Hauptproblem ist – es einfach nicht wahrzunehmen. Natürlich gibt es immer auch Personen, die tatsächlich und wirklich Meinungen vertreten, die nach meiner Ansicht gegen eine Gruppe arbeiten, der sie angehören. Nach meiner Erfahrung ist das jedoch nicht die Regel. Die Regel ist fehlendes Problembewusstsein. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.“
Also: Wer dir nicht zustimmt, dass jemand aus welchen Gründen auch immer diskriminiert wird, hat nicht genug reflektiert. Dir kommt nicht in den Sinn, dass du dich irgendwie verrannt haben könntest?
@Jay:
Punkt 1: Damit wollte ich nur mal darauf hinweisen, dass Sexualisierung und Sexismus sich durchaus decken können (und das – zumindest in der echten Welt mMn) auch oft der Fall ist. Ich habe mich v.a. auf einen Trend in reale Medien bezogen und diesbezüglich angemerkt: „Ich fände es irgendwie sehr, sehr schade, wenn sich DSA auf Dauer immer mehr diesem Mainstream anpassen würde.“ Das hätte ich wohl stärker herausstreichen sollen.
zu Punkt 2 lies bitte das, was ich an Alrik adressiert habe. Kurz gefasst: ich denke es ist weitgehend unproblematisch, Dinge spielbar zu machen, die im realen Leben im allgemeinen generell negativ bewertet werden.
Punkt 3: Nein, habe ich nicht. Wie ich oben geschrieben habe, schließe ich (natürlich!) nicht aus, dass es Leute gibt, die schon ihre Gründe dafür haben, gewisse Meinungen zu vertreten. Aber stimmst du mir etwa bei folgender Aussage nicht zu:
Menschen reflektieren über Umstände, die sie als selbstverständlich wahrnehmen, oft nicht. Umstände, die sie als selbstverständlich ansehen, können aber durchaus problematisch sein. Da sie diese Umstände aber als selbstverständlich wahrnehmen, sehen sie die Probleme, die mit ihnen einhergehen, nicht, sofern sie sich nicht aus irgendeinem Grund explizit damit beschäftigen.
Nehmen wir mal folgendes Beispiel – Vorweg: ich will damit natürlich NICHT Legefabriken und sexualisierte Darstellung von Frauen in ihrer (sei sie gegeben oder auch nicht) Verwerflichkeit vergleichen!! Es geht mir rein um die bildliche Darstellung meiner Meinung, nämlich, dass mangelnde Reflektion über einen Themenbereich sehr oft Grund für mangelndes Problembewusstsen ist!
Also: Erzeugung von Eiern in Legefabriken. Wie bekannt ist, ist diese mit Qualen für die betroffenen Tiere verbunden. Allerdings ist die Erzeugung um Einiges billiger als in Bodenhaltung. Nehmen wir nun an, dass die Leute generell gewohnt sind, dass sie Eier im Supermarkt um einen sehr billigen Preis kaufen können. Während sich viele überhaupt nicht fragen werden, wieso die Eier aus den Legefabriken so viel billiger sind als die aus Bodenhaltung oder vielleicht gar nicht wissen, dass der Supermarkt zweitere auch hätte, wird es natürlich auch Leute geben, die kein Problem mit Legefabriken haben. Sowohl Gruppe A als auch Gruppe B werden die Eier aus Legefabrikproduktion kaufen, jedoch aus unterschiedlichen Gründen.
Das meine ich damit.
DSA ist heroische Fantasy. Gut ist weiß , böse schwarz, gut ist schön, böse hässlich, es sei denn es soll verführen und verderben und versteckt seine fiese Fratze.
Heldenrollenspiel ist nichts als reiner Pulp. Das steht entgegen vieler Darstellungen auch aus Romanen, die auch mal die weniger Attraktiven Bewohner der schmutzigen Schichten beschreiben, aber die sind in der Regel auch keine Helden oder strahlende Persönlichkeiten.
Eine charismatische Nichtspielerfigur ist nunmal am einfachsten mit gutaussehend, hübsch, exotisch zu beschreiben, denn „die mit der Warze auf der dicken Wange“ oder „mit den zusammengewachsenen Augenbrauen“ kann man ein, zwei mal als MERKmale einsetzen aber es setzt die Figuren nicht wirklich in den Vordergrund. Attraktivität/Hässlichkeit ist direkt proportional zur Bedeutung einer Figur, denn so bleibt sie auch im Gedächtnis. Mittelwege sind für Nebendarsteller, wer im Erzählspiel keine Alleinstellungsmerkmale besitzt, der Verblasst zu „diesem Typen aus der Bibliothek“.
Daraus ein Politikum zu machen ist in meinem Empfinden mehr als albern.
Sidra, Du hast vollkommen recht, dass es sinnvoll ist, bestehende Verhältnisse kritisch zu hinterfragen und nicht einfach als gegeben hinzunehmen. Nicht alles was in der Welt passiert, ist gut und richtig, nur weil es so passiert oder sich die meisten Menschen daran nicht stören. Da bin ich im Prinzip einig mit Dir.
Ich möchte Dich jedoch darauf aufmerksam machen, dass bei unserem speziellen Thema Deine Argumente eine gewisse Weltsicht oder man könnte auch sagen Prämisse implizieren, die man nicht ohne weiteres auf andere übertragen kann. Du schreibst mehrfach, dass die Sexualisierung im realen Leben „übermäßig“ bzw. „überbordend“ sei und man dazu ein Problembewusstsein entwickeln sollte, indem man sich damit beschäftigt. Das ist aus Deiner Sicht folgerichtig. Allerdings musst Du bedenken, dass es erstmal nur Deine persönliche Wahrnehmung ist, dass hier überhaupt ein Problem vorliegt bzw. etwas „überbordend“ ist, was daraufhin reflektiert werden sollte.
Wenn jemand anderes die Wahrnehmung hat, dass z.B. die Darstellung von Frauen in Medien im Großen und Ganzen in Ordnung ist, dann heisst das nicht zwangsläufig, dass derjenige keine Ahnung hat, nicht nachgedacht hat oder kein Problembewusstsein entwickelt hat, sondern kann einfach auch bedeuten, dass am Anfang dieser Kette die persönliche Wahrnehmung und Bewertung steht: Es ist in Ordnung, so wie es ist.
Ich denke, man sollte in diesen Fragen vorsichtig sein, davon auszugehen, dass man selber die Wahrheit erkannt hat oder objektiv richtig liegt, während Menschen mit anderen Ansichten aus verschiedenen Gründen in der gedanklichen Durchdringung bzw. persönlichen Reife noch nicht so weit gekommen sind oder evtl. noch davon überzeugt werden müssen. Viele Fragen sind abhängig von der subjektiven Wahrnehmung und man kann mit dem gleichen Recht und der gleichen moralischen Wertigkeit(!) zu unterschiedlichen Ansichten kommen.
Als ein kleines Beispiel möchte ich meinen hochgeschätzten Großvater anführen, der zu seinen Lebzeiten äußerst empört war über die schlimmen Exzesse und den Verfall jeglicher Kultur in der Musik… damit meinte er u.a. Elvis Presley und die Beatles sowie die ungeheuerlichen Auswüchse und den Tugendverfall in der Kleiderordnung… womit er u.a. den Minirock und den Bikini meinte. Wie man sich vielleicht denken kann, war mein Vater in allen Punkten völlig anderer Ansicht…
Es führt nicht weiter hier zu fragen, wer recht hat(te). Ich möchte damit nur aufzeigen, dass es schwierig ist, objektiv zu sagen, was ein „Verfall der Sitten“ ist oder eben „überbordend“, um bei unserem Thema zu bleiben. Es liegt im Auge des Betrachters und selbst das ist im Zeitablauf ständig Änderungen unterworfen.
Um thematisch wieder ein bisschen näher an die DSA-Cover ranzukommen:
Mich verwundert bei der Debatte, dass selbst minimal freizügig dargestellte weibliche Charaktere wie z.B. Elfe und Magierin auf dem geplanten DSA 5 Cover bei manchen Kommentatorinnen so stark negative Gefühle auslösen. Ist es wirklich das, was man dort sehen kann, das so stark stört oder ist es etwas, was damit assoziiert wird? Ich würde das gerne verstehen.
Mein Eindruck ist, dass die Kritiker dort etwas wahrnehmen, was nicht zwingend im Bild enthalten ist, sondern aufgrund eigener Weltanschaung, politischer Neigung, subjektivem Empfinden, persönlicher Sozialisation, etc. bei ihnen individuell so wirkt.
Wenn ich z.B. die Magierin ansehe, dann sehe ich da nicht ein unterdrücktes weibliches Wesen, das gegen seinen Willen und bösen Männern zum Gefallen eine Kleidung tragen muss, die ihr nicht steht und sie zum bloßen Objekt fremder Lüste degradiert.
Ich sehe stattdessen eine selbstbewusste Frau, die offensichtlich weiß, dass sie nicht nur in der Magie etwas drauf hat, sondern von den Göttern auch noch mit einem attraktiven Körper gesegnet wurde und die den Mut und die Lebensfreude hat das auch zu zeigen. Vielleicht sogar die Raffinesse, diesen Vorteil je nach Lage sogar noch auszuspielen, gegenüber Männern, die sich z.B. von ihrem Äußeren ablenken lassen. Ähnliches könnte man in meinen Augen über die Elfin oder auch die Dryade sagen. So wie sie dargestellt sind, sind das keine schwachen Persönlichkeiten, sondern Charaktere, die das was sie tun, auch wollen und sich leisten können. Man kann das natürlich auch anders rezipieren aber das ist m.E. wie gesagt dann nicht vom Bild so vorgegeben, sondern liegt in der je eigenen Sichtweise.
Macht Euch doch bitte mal den Spaß und gebt in der Bildersuche einer Suchmaschine die Begriffe „Cosplay“ und „Buchmesse“ ein, ggf. auch nur „Cosplay“. Findet jemand ernsthaft, die vielen fantasievoll verkleideten Mädels sehen so aus, als würden sie das ungerne oder unter Zwang machen? Ist es realistisch anzunehmen, sie würden eigentlich doch lieber die Amazonenbrünne gegen Hose und Pulli tauschen, wenn man ihnen nur mal klar machen würde, dass man im Kostüm zu viel von ihren Brüsten sieht und es davon auf Fernsehzeitungen schon genug gibt? Wenn ich die weiblichen Cosplayer anschaue, sehe ich lebenslustige, begeisterungsfähige, fleißige, selbstbewusste Mädchen mit einem postiven Körpergefühl die eine Menge Spaß haben. Nicht weniger aber auch nicht mehr! Warum sollte das nicht ok sein?
Ein Kritikpunkt zum Schluss, den ich leicht nachvollziehen kann. Es gibt im echten Leben z.B. in der Werbung wie auch auf Covern von Publikationen wesentlich mehr attraktive weibliche Abbilder als männliche. Das ist, denke ich, wahr. Die Frage ist, ob man sich als Frau davon belästigt fühlen sollte oder nicht. Meines Erachtens kann es hilfreich sein, wenn man sich bei der Einordnung dieses Umstands die beiden Hauptgründe für die Ungleichverteilung bewusst macht.
Zum einen ist der prozentuale Anteil an männlichen Lesern z.B. bei Rollenspielen höher als der weibliche, so dass sozusagen zielgruppenorientiert auch ein höherer Anteil an „Augenfutter“ geboten wird. Bei 2 Katzen und 5 Hunden im Haus würde man ja auch nicht gleich viel Hunde- wie Katzenfutter hinstellen… ;-))))
Zum anderen – und das ist jetzt keine wissenschaftlich belegte These, sondern nur eine Beobachtung meinerseits – sind Männer im Durchschnitt leichter mit nackten Tatsachen zu „begeistern“ als Frauen. Soweit ich das mitkriege, drehen Männer schneller den Kopf auf der Straße nach einem weiblichen Wesen um, können sich schlechter vom Anblick eines geöffneten Dekolletees lösen und finden anzügliche Witze eher lustig, als all das umgekehrt bei Frauen funktioniert. Das soll nicht heißen, dass Frauen einen knackigen Männerhintern nicht gut finden würden oder einzelne Individuen egal ob Mann oder Frau anders darauf reagieren. Ich meine nur, dass im Durchschnitt aller Menschen, Männer mit gewissen Schlüsselreizen je nach externer oder interner Sichtweise leichter geködert werden können bzw. mehr Spaß daran haben. Das ist meines Erachtens der ganz triviale (biologische) Grund, warum es dazu generell ein größeres Angebot gibt.
Nach diesen weitläufigen Ausführungen möchte ich zum Schluss noch sagen, dass ich es wie Michael sehr schätze, dass hier sachlich und respektvoll über das schwierige Thema diskutiert wird und hoffe, dem ebenfalls entsprochen zu haben.
Was das zukünftige DSA angeht, wünsche ich mir, dass es einfach so bleibt wie es ist. Keine neue Prüderie und Zugeknöpftheit, ab und zu auch mal etwas Erfreuliches für die Augen, aber natürlich(!) alles mit Maß und Stil und im Rahmen bleibend.
Liebe Grüße
Alrik vom Eichforst
Boah… da guck ich! Alrik, vielen Dank für diesen Beitrag, kann nahezu komplett unterschreiben!!!!!!!!! 🙂
Kann es sein das die Diskrepanz auch auf unterschiedlich starker vergleichender Wahrnehmung der Geschlechter mitberuht?
Nehmen wir das allseits bekannte Yüce Cover von Mit Mantel, Schwert und Zauberstab: der spärlich bekleidete Thorwaler duelliert sich mit der Minirockkämpferin in der Taverne.
KÖNNTE es sein das die männlichen Betrachter sich weniger mit dem Thorwaler (oben ohne, flacher Bauch, definierte Armmuskeln, groß gewachsen, männlich) vergleichen, als sich die weiblichen Betrachter mit der Kämpferin in deren optischen Attributen?
Ich persönlich nehme es nicht wahr das der Thorwaler stärker/männlicher/… als ich aussieht, vielleicht weil ich Sport machen, vielleicht auch weil ich eher zu der Kämpferin mit dem kurzen Rock schiele. Kann es also sein das die Mädels denen die Darstellung der Frau hier nicht zusagt, gar nicht zu dem Thorwaler schielen sondern auch zu der Kämpferin??? 😉
Vielleicht ist es ein grundlegender Fehler das wir versuchen mit Idealen bewusst oder unbewusst mitzuhalten, egal ob in Zeichnungen auf DSA Bildern oder in der Werbung, wo auch jedes Model digital aufgehübscht wird.
Den Künstlern kann man es auch nicht übelnehmen, bis zurück in die Antike haben Künstler gern den idealen Körper dargestellt, nicht den Alrikos Normalos 🙂
Hallo Michael,
ich finde es wunderbar, dass jemand dieses Thema anspricht, so offensichtlich und doch so ignoriert. In unserer heutigen Gesellschaft gehört es ja mittlerweile dazu, alles, was öffentlich ist, mit dem Sexismus-Auge zu scannen. Das mag für einige – vor allem für diejenigen, die es nicht verstehen – als übertrieben und lästig empfunden werden, aber immerhin wurden wir alle in eine Welt hineingeboren, der Jahrhunderte des Sexismus gegen Frauen zugrunde liegen. Wie soll man von uns erwarten, dass wir diese eingefahrenen Gedankenmuster abstreifen? Eine völlig sexismusfreie Gesellschaft zu schaffen, wird sehr seeehr schwierig werden, auch ich, die schon bei dem kleinsten frauenfeindlichen Witzchen mit den Zähnen mahlt, bin nicht frei von Klischee- und Rollenbildern, die Männer und Frauen unterschiedlich kategorisiert.
Ja, das gute alte Klischee. Fantasy ohne Klischee ist kaum vorstellbar, es würde einfach nicht funktionieren, denn die fantastische Literatur arbeitet so unendlich viel mit Symbolen, mit strengen Hierarchien, Regeln und Traditionen, die sie ja erst fantastisch machen. Im besten Falle spiegelt eine phantastische Geschichte eine Facette unserer Gesellschaft wider, die sich so viel besser erklären lässt. Demnach sind auch die Geschlechter traditionellen und klischeehaften Bildern unterworfen, insbesondere wenn es um High-Fantasy geht. Das schönste an Klischees allerdings, du hast es selbst gesagt, Michael, ist, sie zu brechen. Also ihren typischen Eigenschaften, untypische bis gegensätzliche hinzuzufügen. Das ist vor allem eine Tendenz unserer heutigen Zeit, da der Fantasyroman moderner geworden ist, mehr Entwicklungsroman als Märchen oder Abenteuerroman.
Natürlich gibt es in der Fantasy zahlreiche Unterkategorien, die von Sword & Sorcery bis Cyberpunk reichen und gerade ersterer kann man ihre Barbarenhelden und kurvenreichen Amazonen nicht absprechen, ohne das Subgenre zu vernichten, aber es ist doch so, dass die Fantasy-Literatur, wie alle Kunst, sich weiterentwickelt und weiterentwickeln MUSS, um weiterhin ihre Leser anzusprechen, die sich hoffentlich auch weiterentwickeln. Leider ist es immer noch so, dass Fantasy aus dem Nerd- und Weltfremdheitsklischee nicht herauskommt, was ich sehr schade finde. Ich wage zu behaupten, dass es tatsächlich eine Menge Leser gibt, die das Traditionelle, das Konservative, das Utopische an der Fantasy lieben, und darin die Möglichkeit sehen, unserer grauen, entmystifizierten Welt zu entkommen. Der LARPer und seine Frau, die sich am liebsten in mittelalterlichen Welten tummeln, nehmen auch mit Freude die passenden Geschlechterrollen ein. Warum sollte sich das nicht auch – unbewusst vielleicht – auf das Leben außerhalb übertragen, wenn die andere Welt doch so viel mehr Spaß bereitet?
Auch ich ergebe mich gerne dem Zauber dieser Fluchten. Aber ich gehöre auch zu den Leuten, die endlich eine Revolution der Fantasy erleben möchten. Und da muss man beim Äußeren beginnen, denn inhaltlich unterscheidet sich das bloße Gerüst vieler Fantasygeschichten ja nicht viel von „akzeptierteren“ Genres, wie dem Historischen Roman oder der Chick Lit.
Leider ist die „Szene“, im Gegensatz zur Chick Lit z.B., aber nicht unbedingt für ihren Zeitgeist bekannt und will es vermutlich auch nicht sein, schließlich werden historische Zeitalter immer eine Hauptrolle spielen. Aber dieses lässige (und durchaus sympathische) Ignorieren von Trends und Moden schlägt sich leider auch in Unmengen von altmodischen und altbackenen Abbildungen und Coverdarstellungen nieder, die nicht selten mit voller Wucht in den Kitsch und die Geschmacklosigkeit krachen.
Die Fantasy hat es doch nicht nötig mit nackter Haut, Brüsten und Muskeln zu locken, ebensowenig mit zarten Prinzessinnen und ätherischen Elfen. Wen will sie damit überhaupt locken? Wer barbusige Frauen sehen will, der sucht heutzutage woanders.
Ich habe den Eindruck, dass es hier an Kreativität mangelt, an der Lust Neues auszuprobieren. Die alten Bilder von vor sechzig Jahren werden immer und immer wieder hervorgezogen, und vor sechzig Jahren war es mit der Sexismus-Debatte noch nicht so weit wie heute. Die Fantasy ist vielerorts stecken geblieben in alten Zeiten, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen. Es ist ein Vorwurf, den die Fantasy lange kennt, aber den sie sich hier und da endlich zu Herzen nehmen sollte, um frischen Wind in ihre alten Gemäuer zu bringen.
(Wow, zum ersten Mal hier schreiben und dann aber richtig weit ausholen! Man/Mensch merkt, dass mir dieses Thema am Herzen liegt.)
Hallo,
schöner Ansatz. Ich denke, Aventurien und DSA allgemein, ist, wahrscheinlich weil es von unserem von Schulunterricht, Fernsehen und Hollywood Filmen verfälschtes Mittelalterbild geprägt ist, nicht nur sexistisch sonder auch ein wenig rassistisch. Ich bin froh, dass DSA schon sehr früh viele Frauen an wichtige Positionen geschrieben hat (höchste Geweihte, Herrscherinnen etc) und auch, dass generell außer bei Orks und Novadis und in Angergast die Gleichberechtigung usus ist in Aventurien. Aber ich vermisse schon mehr „Exoten“ in Aventurien. Damit meine ich nicht nur, dass es durchaus auch mal ausser Elfen und Zwerge mal andere Rassen im Mittelreich geben sollte, sondern vor allem auch, wo ist der farbige Moha in einer hohen Geweihten Position zB, oder eine farbiger Akademieleiter? Bei einer Welt, die durch Handel und „umherreisende“ Heldengruppe geprägt ist, sollte es auch mal sowas geben (und mit „dem Greif“ist die letzte solche Person ja von uns gegangen.)
Hallo Michael,
ich bin gerade erst hierauf gestoßen und möchte gerne etwas dazu anmerken.
Mein erster Kontakt mit DSA (da war ich 21) lief so:
Ich: „Naja, ich dachte, ich spiele ein Mädchen, eine junge Frau, die auf Abenteuer auszieht, weil sie sich nicht dem Erwartungsbild fügen will: sie möchte nicht heiraten und am Herd landen.“ (Klassische Mittelaltervorstellung)
Mein zukünftiger Spielleiter: „Hm.. das geht nicht so gut, in Aventurien gibt es Gleichberechtigung… Novadis, da ginge das.“
Ich dachte mir damals: wie toll, ein Produkt aus dem Westen, in dem Frauen Karriere machen können.
Was ich nicht wusste: möglicherweise wurde die Gleichberechtigung eingeführt, weil es ein paar Jungs gab, die gerne Xena spielen wollten. Aber das war mir egal, und so zeigte sich mir Aventurien am Spieltisch auch nie, sieht man mal von der Elfe des Monats ab.
Gerade DSA4 schaffte es mit seinem Generierungssystem, mit den tollen Berufsbeschreibungen, mit traditionellen Rollenbildern zu brechen und die Bilder von Caryad waren einfach klasse! So war dann auch unsere Spielwelt, obwohl wir merkten, dass es uns Anstrengung kostete, nicht immer von „den Wachen“ zu reden und diese dann immer sofort auch „männlich“ zu denken (Wie sehr Sprache uns doch dahingehend beeinflusst!).
Jetzt, nach reichlich 12 Jahren, kann ich sagen, dass Aventurien in Sachen Emanzipation einiges geleistet hat.
In Aventurien war es schon vor dem Elterngeld möglich, als Frau weiter auf Abenteuer auszuziehen, während der Vater die Kinderbetreuung übernahm, in Aventurien gibt es zumindest an bestimmten Orten auch die Möglichkeit, ein ungewolltes Kind ohne Schuldgefühle und Scham in einen Tsatempel zu geben, in Aventurien gibt es die Möglichkeit, einen scharfen „Kettenbikini“ oder eine körperbetonte Rüstung zu tragen und trotzdem als Kämpferin ernst genommen zu werden (Amazonen, Ayla von Schattengrund), in Aventurien kann man auch als Mann ein Kurtisan sein, und man kann als Begleiter(in) oder Liebhaber(in) sein Geld verdienen, ohne gleich als Hure abgestempelt zu werden.
Ich bin eine Frau, und ich muss sagen: Wenn die ein oder andere Heldenfigur sehr körperbetonende Kleidung trägt, dann ist Aventurien wenigstens DER Ort, an dem man sie ihres Könnens wegen trotzdem ernst nimmt.
Viele Grüße, A.