“Herr Masberg, wie verhält es sich denn nun mit Ihnen und Ihrem angekündigten Rückzug aus der Spielwelt des Schwarzen Auges?”

Im Mai 2012 habe ich auf meinem alten Blog meinen geordneten Rückzug aus der Welt des Schwarzen Auges angekündigt – einen “Rückzug in die Pause”, wie ich es vor über einem Jahr nannte. Manche bedauerten es, andere freute es. Allerdings erscheinen immer noch Publikationen, in denen mein Name auftaucht. Daher sollte ich mal die Karten auf den Tisch legen: War ich eigentlich wirklich weg? Bleibe ich es?

Abstand

Es gilt nach wie vor, was ich 2012 schrieb:

Zudem wird es kein endgültiger Rückzug sein. Es werden sicherlich kleinere Beiträge von mir, etwa im Aventurischen Boten, erscheinen, und ich will nicht ausschließen, dass irgendwann wieder ein Abenteuer aus meiner Feder erscheint. Nur eben nicht mit der Frequenz der letzten Jahre.

Als ich die Entscheidung getroffen und sowohl Redaktion und Verlag wie über meinen Blog den Fans mitgeteilt habe, sah es so aus, dass ich mit sehr hoher Schlagzahl für Das Schwarze Auge schrieb. Von 2010 bis 2012 sind sieben Abenteuerbände mit meiner Beteiligung erschienen: Orkengold, Drachenschwur und Drachendämmerung, Der Lilienthron, Der Mondenkaiser, Bahamuths Ruf und Mit wehenden Bannern, teilweise in meiner bandredaktionellen Verantwortung, teilweise komplett alleine geschrieben. Dazu kam das T-Abenteuer Purpurklaue sowie meine Mitarbeit an den Spielhilfen Horte magischen Wissens, Stätten okkulter GeheimnisseSchattenlande und der Box Die Dunklen Zeiten. Angesichts dessen und meiner Verpflichtungen und Arbeiten jenseits von Aventurien ist es eigentlich wenig verwunderlich, dass sich die Arbeit an dem Roman Der Nabel der Welten verzögerte, was wohl am meisten mich selbst ärgerte.

Hinzu kam, dass sich keine der Publikationen unter dem Radar des Metaplots bewegte, sie also prägend für den Hintergrund der Spielwelt waren. Das bedeutet immer einen Mehraufwand an Arbeit: Recherche, Abstimmungen mit anderen Publikationen, Austausch mit Fans im Vorfeld und bei der kritischen Auseinandersetzung nach der Veröffentlichung, etc.. Das alles zusammen führte bei mir zu einem gewissen DSA-Overkill, zumal das Schreiben für Das Schwarze Auge nicht mein einziger Broterwerb und noch weniger meine einzige Plattform zur Verwirklichung ist. Ich musste mir Raum schaffen, einerseits, um mich auf meine anderen Arbeiten konzentrieren zu können, andererseits, um die begonnenen DSA-Projekte zu einem würdigen Abschluss zu bringen.

Annäherung

Jetzt mag man anbringen, dass ich gar nicht wirklich weg war im letzten Jahr. Mit wehenden Bannern ist schließlich erst im Oktober erschienen, dieses Jahr kam noch das Aventurische Jahrbuch 1035 BF, vermutlich im Herbst folgt (endlich!) Der Nabel der Welten, im Aventurischen Boten liest man auch andauernd etwas aus meiner Feder, und überhaupt, in den Foren und Blogs habe ich mich ebenfalls nicht zwingend rar gemacht. Da unterscheidet sich jedoch die öffentliche Wahrnehmung sehr von meiner eigenen. Denn bei mir hat sich mein (Arbeits-)Verhältnis zu Das Schwarze Auge deutlich entspannt.

Vor einem Jahr beschlich mich noch das Gefühl, vor lauter Aventurien keine anderen Welten mehr zu sehen, und dies brachte mich nahe an dem Punkt, meine Begeisterung für Aventurien in Frage zu stellen. Jetzt kann man natürlich nicht immer nur das machen, was einem Freude bereitet – wie wunderbar es auch wäre –, aber ebenso wie in anderen unterhaltenden Medien ist es schwierig, andere von seiner und für seine Arbeit zu begeistern, wenn die eigene Begeisterung bröckelt. Da halte ich es für angebrachter, in solchen Momenten etwas auf Distanz zu gehen, um sein Verhältnis zum eigenen Schaffen zu reflektieren.

Seit ich vor über einem Jahr meinen Rückzug angekündigt habe, ist außerhalb Aventuriens einiges in Bewegung gekommen. Ich konnte ein paar mir sehr wichtige Projekte realisieren oder ihnen die Weichen stellen, was mir bei einer weiteren Arbeit für Das Schwarze Auge mit der gleichen Intensität der vorherigen Jahre vielleicht nicht möglich gewesen wäre. Und dann tauchte plötzlich noch Sam Greb auf und öffnete mir die Tore zur Fieberwelt. Nebenbei konnte ich – nicht zuletzt mit der Fertigstellung von Der Nabel der Welten – meine aventurische Projektliste auf Null setzen. Das ist immer ein guter Punkt, um neu zu starten.

Und nun?

‘Neu starten’ meint nicht, zu dem Alten zurückzukehren. Ich bleibe bei dem, was ich schrieb und oben zitierte. Wie schon in den letzten Monaten werde ich weiterhin für den Aventurischen Boten schreiben. Es macht Spaß, Aventurien im Kleinen zu begleiten. Zudem wäre es unfair, Plots anzustoßen und dann einfach vollständig zu verschwinden, ohne dass sie weitergeführt werden – Das Schwarze Auge litt immer schon darunter, und ich will nicht weitere Beiträge zu dieser unsäglichen Tradition leisten. Irgendwie fühle ich mich Meistern, Spielern wie Mitautoren gegenüber verpflichtet, sie nicht mit dem alleine zu lassen, was ich losgetreten habe.

Dazu mag sich zukünftig auch mal wieder ein Abenteuer gesellen. Sofern ich eine gute Idee habe und den Verlag überzeugen kann. Oder die Redaktion mir ein Angebot macht, das ich nicht ablehnen kann. Wobei mir der Sinn nach all den epischen Metaploterzählungen der letzten Jahre eher nach etwas Kleinerem steht. Auch das ist letztlich nur die Umsetzung dessen, was ich angekündigt habe und dem ich treu bleibe.

Es ist also kein Rückzug vom Rückzug, der ohnehin kein völliger Bruch mit Das Schwarze Auge darstellte. Es ist das Vollziehen dessen, was es sein sollte: eine Veränderung der Prioritäten.