Mit dem Stöckchen spielen
Ich bin bekanntlich für viele Spielchen zu haben, allerdings nicht für alle. Blogstöckchen etwa gehören zu den Spielen, bei denen ich durchaus mit Interesse von der Seitenlinie zuschaue, aber an denen ich mich nur selten beteilige.
Nun bin ich über ein solches Stöckchen gestolpert, das mir die Bruderschwestern von Asboran bereits vor zwei Wochen zugeworfen haben. Sie haben mich zwar verfehlt, aber der Kladj findet bekanntlich seinen Weg. Und da die Schönheit der Welt einen zu so einigem verpflichtet, nehme ich das Stöckchen auf und spiele ein wenig damit.
Elf Fragen, elf Antworten – los geht’s! (Und keine Sorge, werte Asboranjis: Geld, das ich überweisen könnte, besitze ich nicht. Und über meinen Kopf schütte ich allenfalls Glitzer aus.)
Frage 1: Schon mal den Turnbeutel vergessen?
Mal? Ich habe keine Ahnung, wie es heute ist, aber früher war es der Klassiker, um nicht am Sportunterricht teilzunehmen. Also habe ihn häufiger vergessen. Da sich das aber merklich auf eine Note auswirkte, der man meine mangelnde Begeisterung ohnehin ansah, habe ich es dann doch mit anderen Ausreden versucht. Leider kannte ich auch dabei kein Maß. Das ging soweit, dass mein Sportlehrer mir ohne Attest nicht einmal mehr den gebrochenen Arm abkaufen wollte.
»Glauben Sie etwa wirklich, ich laufe aus Spaß sechs Wochen mit einem Gips herum, nur um an Ihrem Unterricht nicht teilzunehmen?«
»Zuzutrauen wäre es dir.«
Frage 2: Welche Nerd-Blogs liest Du regelmäßig? Falls keine: Gibt es sonst irgendwelche Blogs, denen Du folgst?
Asboran natürlich, Bruderschwestern! Im Bereich von Das Schwarze Auge verfolge ich zudem Nandurion und Engors Dereblick. Auch Arkanils Blog schätze ich, allerdings ist er schon länger nicht mehr so aktiv.
Es sind zwar nicht ›richtige‹ Blogs, sondern eher Newsseiten mit Blogsektionen, aber ich bin ein häufiger Gast sowohl bei JoBlo als auch bei Comic Book Resources. Letztere verfügt über interessante Reihen zu Comiclegenden, ungelösten, fragwürden wie vergessenen Plots oder kuriosen Kämpfen in Comics, die ich sehr schätze.
Frage 3: Welches Rollenspielbuch bzw. Fantasybuch hat Dich am meisten geprägt?
Das Buch gibt es nicht, ebenso nicht die Prägung – nur ganze Regale mit Büchern, die mich inspiriert, beeinflusst und gelehrt haben. Beim Rollenspiel waren es ganz sicherlich die ersten, und die kamen damals noch in Boxen daher: Zuallererst Marvel Super Heroes, das ich mir wegen meiner Comichelden schenken ließ und mich erstmal ratlos machte, da ich ein Brettspiel erwartet hatte. Prägender war das Abenteuer Basis-Spiel, das mich auf den Kontinent Aventurien brachte, auf dem ich mich nun schon zwei Drittel meines Lebens herumtreibe.
Frage 4: Was kommt mit auf die einsame Insel: Tolkien oder Pratchett?
Pratchett, ohne Frage. Nicht nur, weil sein Witz und seine wild galoppierende Phantasie genau mein Ding sind – er hat auch viel mehr geschrieben, um mir die Zeit der Einsamkeit zu versüßen. Sorry, Tolkien, bei allem Respekt vor deinem Lebenswerk, aber der andere Brite hatte es einfach mehr drauf.
Frage 5: Was ärgert Dich als Rollenspieler am meisten: Inkonsistente Regeln, inkonsistente Hintergrundbeschreibungen, oder Inkongruenzen zwischen Regeln und Hintergrund?
Rollenspielregeln sind für mich ohnehin nur Richtlinien für eine gemeinsame Spielverabredung. Außerdem spiele ich zu lange Das Schwarze Auge, um meine Lebens- und Spielzeit damit zu verschwenden, dass ich mich über inkonsistente Regeln ärgere. Viel arger sind für mich inkonsistente Hintergrundbeschreibung. Bei einer shared world wie Aventurien bleibt so etwas nicht immer aus (und ohne Frage habe ich trotz aller Mühe sicherlich auch den einen oder anderen Bock geschossen), aber wenn die Welt, in der ich mich als Autor, Meister und Spieler bewege nicht mehr verlässlich ist, packt mich die Wut.
Widersprüche zwischen Regeln und Hintergrund ärgern mich nur dann, wenn die Regeln nicht zur Welt passen – andersherum ist es für mich hingegen kein Problem. Für mich sollten die Regeln vom Hintergrund definiert werden und nicht die Welt sich den Regeln beugen (wodurch die neue Edition von Das Schwarze Auge einige Schwierigkeiten für mich mit sich bringt).
Frage 6: In welches fiktive Land würdest Du am liebsten in Urlaub fahren?
Zugegeben: Es ist ein wenig eitel, aber ich würde den Urlaub in der Fieberwelt verbringen, und sei es nur, um ein wenig am Strand von Narkotia herumzulungern. Sam und ich halten die kreativen Tätigkeitsfelder klar getrennt, so dass ich immer wieder selbst von ihm und dieser flirrenden Welt überrascht werde. Daher wäre ein ausgedehnter Aufenthalt dorthin sehr reizvoll.
Ansonsten will ich seit Kindertagen Tatooine besuchen und einen Abend in der Mos Eisley Cantina verbringen. Eine Brutstätte für Abschaum und Verbrecher hin oder her – ein Getränk an der Theke kann man ja wagen.
Frage 7: Wie stehst Du zum Phänomen Rollenspieltheorie? Seriöse Disziplin oder Scharlatanerie?
Rollenspieltheorie habe ich als Betätigungsfeld nie so ganz verstanden. Aber das gilt auch für die Theaterwissenschaft, und die habe ich immerhin mal abgebro– studiert. Beides hat seine Legitimität, aber es verkopft für mich zu sehr etwas, dem ich vor allem mit dem Herzen anhänge.
Frage 8: Gibt es irgendwelche Guilty Pleasures im Nerdsektor, denen Du öfters fröhnst?
Ja. Viele. Viel zu viele. Sie aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.
Frage 9: Wie viel Gewaltdarstellung kannst Du in fiktionalen Kontexten ertragen?
Meine Belastungsgrenze ist da ziemlich hoch. Viel wichtiger ist für mich die Frage, zu welchem Zweck oder in welchem Kontext die Gewaltdarstellung erzählerisch genutzt wird. Sie kann mich eher langweilen als abstoßen, vor allem, wenn sie nur um ihrer Selbst willen eingesetzt wird. Außer bei Splatterfilmen alter Schule, aber da passiert sie ohnehin eher mit einem ironischen Augenzwinkern.
Frage 10: Wenn du für eine bekannte fiktive Person das Ende gestalten dürftest, wer wäre es und wie sähe es aus?
Der einen oder anderen Persönlichkeit Aventuriens durfte ich in dem letzten Jahrzehnt meines Schreibens schon ein Ende bereiten, und bei einigen war es mir eine besondere Ehre. Da ich nicht zuviel spoilern möchte, werfe ich nur die Titel Mit wehenden Bannern und Bahamuths Ruf in den Raum. Sehr gerne hätte ich die Geschichte von Helme Haffax zu Ende erzählt, aber das war mir aufgrund von Terminüberschneidungen leider nicht möglich. Wie sehr sich das von dem unterschieden hätte, was nun bereits aventurische Geschichte ist, kann ich nicht sagen, zumal ich bisher keine Zeit hatte, Der Schattenmarschall zu lesen.
Außerhalb von Aventurien kann ich niemanden benennen. Bei A Song of Ice and Fire gibt es zwar durchaus Personen, denen ich ein, nun, kreatives Ende wünsche, aber hier vertraue ich ganz auf die destruktive Phantasie des Herrn Martin.
Frage 11: Was zeichnet für Dich einen spannenden Plot aus?
Mich müssen zuallererst die Figuren interessieren. Ein Plot kann noch so überraschend erzählt und raffiniert gedacht sein, wenn ich die Figuren nicht lieben oder hassen kann und sie kein Geheimnis haben, dann verliere ich sehr schnell das Interesse. Daher bin ich mitunter in meinem Urteil gnädig, wenn die Handlung zwar ihre Lücken und Tücken hat, die Figuren mich jedoch überzeugen und mitreißen. Dies hat mich auch schon durch Durststrecken so mancher Serien gerettet.
Letztlich muss nicht einmal viel passieren, solange mich das Schicksal der Figuren gefangen nimmt. Daneben muss eine spannende Geschichte nicht zwingend mit einer originellen, noch nie dagewesenen Grundthese, unvorhersehbaren Wendungen oder Konventionsbrüche aufwarten. Sie muss schlicht gut erzählt sein.
Ausholen, zielen – Wurf!
Zum Stöckchenspiel gehört auch, dass man es weiterwirft. Bei diesem hier darf man zudem elf neue Fragen ins Holz schnitzen. Das mache ich umgehend, und dann schicke ich das Stöckchen weiter auf die Reise: zum geschätzten Kollaborateur Mike Krzywik-Groß. Schließlich kam das Frageholz von Maraskan und so bleibt es unter uns Bruderschwestern. Viel Spaß, Großer, hier sind deine Fragen:
- Preise die Schönheit: Was sagst du den Fremdijis, die Maraskan am liebsten im Meer versenken wollen?
- Welchen Song hast du als letztes gehört?
- Schwert oder Zauberstab: Was spielst du lieber? Was schreibt du lieber?
- Du hast einen Groschenroman geschrieben. Wie lautet der Klappentext?
- Feuerwerk oder leiser Abschied: Wenn deine letzte Publikation für Das Schwarze Auge anstünde und du völlig freie Hand hättest – wie sähe sie aus?
- Darf Rollenspiel politisch sein?
- Chrononautus Zeitenfahrt: Greife einmal in die jüngere aventurische Geschichte ein. Was würdest du ändern? Und was wären die Folgen?
- In welchem Genre, in dem du dich noch nicht ausgetobt hast, reizt es dich, deine Geschichten zu erzählen?
- Wer ist Liranon?
- Welche Fernsehserie der letzten fünf Jahre hat dir den meisten Spaß bereitet, obwohl sie eigentlich gar nicht gut ist?
- Braucht die Welt mehr Glitzer?
Sei 64 mal herzlich bedankt, Bruderschwester, für diese kurzweiligen und erhellenden Antworten. Jetzt bin ich aber mal gespannt, was Mike der Unaussprechliche aus dem weitergetragenen Kladj so machen wird.
Preise die Schönheit!
Hihi, „Mike der Unaussprechliche“ gefällt mir…
Der ist aber nicht von mir, den habe ich geklaut – bzw. ausgeliehen.