Bevor ihr euch bald selbst in die Gassen von Nuum begebt, nehme ich euch noch einmal mit in meine Schreibstube und erzähle euch, wie der Schauplatz meines neuen Romans Die ewig Lächelnde zum Leben erwacht ist.

Über Nuum als Setting habe bereits geschrieben, jetzt geht es darum, wie aus Ideen und Assoziationen eine lebendige Stadt wurde. Bei meinen Arbeiten für Das Schwarze Auge war es oft so, dass es das meiste schon gab. Suchte ich mir eine halbwegs prominente Stadt aus, existierten zu dieser etwa 1W6 Publikationen sowie mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens ein Stadtplan. Nicht so hier: Alles, was es zu Nuum gab, waren zwei Absätze und ein Infokasten in Splittermond: Die Welt.

Ich lernte schnell, dass sich das ändern sollte. Das führte zu einer großartigen Kooperation, die sich für den Roman als Glücksfall erwies. Franz Janson – den ich aus aventurischen Zeiten kannte – arbeitete zur gleichen Zeit an einem Quellenbuch zum Mertalischen Städebund. Zusammen mit Benjamin Hoppe sollte er die Texte für Nuum übernehmen. Das Schöne war: Als ich noch keine Zeile geschrieben hatte, hatte er es auch noch nicht getan. So konnten unsere Ideen zusammenwachsen.

Erste Assoziationen

Zuerst habe ich mich Nuum visuell genähert. Bald lagen auf meiner Festplatte Dutzende Bilder, die die Atmosphäre einfingen, mit der ich die Zitadellenstadt beschreiben wollte. Dies kulminierte in einer 19-seitigen Präsentation, die ich Franz schickte. Schließlich saßen wir beim Uhrwerk-Stammtisch in Köln im Januar 2019 zusammen, sprachen über seine Vision und meine Assoziationen und stellten fest, dass wir in die gleiche Richtung dachten. Das war eine große Erleichterung!

Franz stellte mir anschließend seine Konzeptdatei mit allerlei Anmerkungen zur Verfügung. Als Vorbild für Nuum führt er unter anderem Noxus aus League of Legends an. Weder kannte ich das Spiel noch die Referenz, aber in meiner Präsentation befanden sich ebenfalls Bilder von Noxus.

Nuum wächst zusammen

Die Stadt ist in meinem Roman nicht bloß Kulisse, sie ist eine Protagonistin. Die Geschichte spielt nicht in irgendeiner Fantasystadt, sondern in Nuum. Nuum ist lebendig, es prägt die Personen, die in ihr leben, und damit die Erzählung. Es war mir wichtig, dass Nuum (bei aller Magie und High Fantasy) Sinn macht und sich real anfühlt. Das gilt vor allem, je unwirklicher eine Stadt wird. Angesichts monumentaler Bauten, plötzlicher magischer Phänomene, der Alltäglichkeit von Untoten und Golems und eines übermächtigen Magierordens braucht ein solches Setting eine greifbare Erdung. Andernfalls wird es bloß zu einer Anhäufung verrückter Ideen.

Ein wichtiger Schritt war der Stadtplan. Franz und Benjamin schickten mir früh eine erste Skizze, in die wir bald Gebäude eintrugen und sie hin und her schoben. Die Spielhilfe zum Mertalischen Städtebunde wird den fertigen Stadtplan enthalten – und ihr werdet darauf die Wege der Romanfiguren nachverfolgen können.

Natürlich war der gleichzeitige Prozess nicht immer einfach. So begab sich zum Beispiel Folgendes: Franz schickte mir ein viel detaillierteres Update der Skizze. Darauf hatten plötzlich zwei Stadtteile die Plätze getauscht! Dieser Wechsel machte für die Stadt absolut Sinn. Trotzdem saß ich in der Folge über dem bisher Geschriebenen und musste einige Szenen und Beschreibungen an die neuen Begebenheiten anpassen.

Die erste Skizze des Stadtplans.

Solche Hürden waren jedoch selten. Die meiste Zeit spielten wir uns virtuos die Bälle zu. Benjamin und Franz nahmen meine Vorschläge oder für den Roman wichtige Gebäude in ihre Stadtbeschreibung auf. Im Gegenzug schickten sie mir regelmäßig ihre Ideen und Beschreibungen, die ganz natürlich in mein Buch einflossen.

Leben im Schatten der Zitadelle

Wir tauschten uns nicht nur architektonisch und städteplanerisch aus. Nach Wie sieht es dort aus? war die wichtigste Frage: Wie lebt es sich dort? Auch hier gingen unsere Vorstellungen Hand in Hand. Ich freue mich sehr, dass ich im Roman einige tolle Ideen aufgreifen konnte, die in der Spielhilfe keinen Platz gefunden haben.

Ganz am Anfang hatten Franz und ich die Vision, zwei Publikationen zu schaffen, die für sich stehen und sich dennoch ergänzen können. Ich bin überzeugt, dass uns das gelungen ist.

Übrigens: Noch eine Woche lang könnt ihr den Roman vorbestellen und euch ein signiertes Exemplar sichern. Außerdem werde ich auf der SPIEL’19 ebenfalls fleißig signieren – die genauen Uhrzeiten gebe ich noch bekannt. Und wer mehr Nuum will: Das Splittermond-Quellenbuch Der Mertalische Städtebund erscheint voraussichtlich ebenfalls diesen Monat.