Sich umsehen und den Hut nehmen
Immer wieder werde ich gefragt, wann endlich Schmiede des Verderbens erscheint, die längst überfällige Fortsetzung zu Salon der Schatten. Dass die Arbeit daran sich verzögerte, hatte vor allem familiäre Gründe, gepaart mit beruflichen Entwicklung jenseits von Das Schwarze Auge. Jetzt ist aber die Zeit für ein kleines Update, zu der sich noch eine andere Neuigkeit für alle Freunde meiner aventurischen Arbeiten gesellt.
Doch der Reihe nach: Schmiede des Verderbens ist noch nicht fertig, aber das Buch wird kommen. Gleichzeitig wird der Roman meine letzte Publikation für Das Schwarze Auge sein. Ich erinnere mich, dass ich so etwas Ähnliches nicht zum ersten Mal verkündete, aber dieses Mal ist die Konsequenz des Entschlusses endgültiger.
Die Gründe finden sich auf beiden Seiten. In den letzten Monaten hat sich viel bei mir getan. Durch meine Arbeit für battleROYAL oder die Folkwang Universtiät der Künste sowie die Veranstaltungen für den BEAT SALON sind großartige Projekte und Aufgaben entstanden. Dafür bin ich sehr dankbar und ich freue mich auf das Kommende, gleichzeitig bringen die neuen Herausforderungen mit sich, dass ich nicht mehr die Zeit habe, mich intensiv Aventurien zu widmen. Dem Verlag aber kein zuverlässiger Schreiber zu sein, ist für beide Seiten unbefriedigend. Zudem haben die verschobenen Prioritäten dazu geführt, dass wir in unserer Runde gar nicht mehr zum Spielen kommen. Dadurch fehlt ein ganz privater Bezug zu Das Schwarze Auge, der sehr prägend für mein aventurisches Wirken gewesen ist.
Und ebenso, wie sich mein Leben entwickelt hat, hat sich Das Schwarze Auge selbst entwickelt. Durch die neue Edition, die vor anderthalb Jahren gestartet ist, und die damit einhergehenden Veränderungen sowohl in der Spielmechanik als auch im Hintergrund, fällt es mir immer schwerer, dieses Spiel noch als ›mein‹ Spiel zu sehen. Ich will die neuen Entwicklungen nicht bewerten – der Verlag verfolgt einen konsequenten Plan, und ich hoffe sehr, dass er aufgeht. Doch gleichzeitig haben Das Schwarze Auge und ich uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt und uns dabei voneinander entfernt. Im neuen DSA sehe ich keinen Platz mehr für mich.
Ich schreibe nun seit 2005 offiziell für Das Schwarze Auge. Daher ist mir die Entscheidung nicht leicht gefallen, trotzdem war es wichtig, sie zu treffen, zumal sie eigentlich schon länger für mich feststand. Das Unausgesprochene sorgte auf seine Art zusätzlich dafür, dass die Arbeit an Schmiede des Verderbens aufgehalten wurde.
Ich möchte ganz ausdrücklich Markus Plötz, dem Geschäftsführer von Ulisses Spiele, für sein Verständnis und seine lieben Worte danken, mit denen er auf meine Entscheidung reagierte. Trotz mancher Auseinandersetzung, die wir teils leidenschaftlich, doch mit persönlichem Respekt geführt haben, möchte ich die Zeit bei euch und mit euch nicht missen. Jetzt ist es jedoch an der Zeit, weiterzuziehen.
Allerdings nicht, bevor ich meine letzte große Erzählung für Das Schwarze Auge zu einem würdigen Abschluss geführt habe. Es erscheint mir passend, dass dies eine Geschichte um Gorodez Sgirra ist.
Gehabt euch wohl!
Schade. Deine Entscheidung macht mich als nen großen Fan von deiner Arbeit, v.a. der Romane schon etwas traurig. Leider sind DSA in den letzten Jahren so viele begnadete Autoren abhanden gekommen. Ich hoffe ja ganz eigennützig darauf, dass es dich irgendwann unter den Fingern juckt und du wenn schon nicht in Aventurien, dann drum herum (wie wärs z.B. mit Tharun?) etwas beisteuern magst.
Hi Jonas!
Die Finger jucken schon ganz stark. Es warten einige Geschichten darauf erzählt zu werden, nur finden diese nicht auf Dere statt. Und sicherlich sind sie eher zum Lesen als vorrangig zum Spielen geeignet, aber wer weiß … Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du mich auch in andere Welten begleitest.
Beste Grüße!
Michael
Hi Michael,
so lange du nicht völlig mit dem Schreiben aufhörst, hoffe ich noch ab und zu etwas von dir lesen zu können. Manch DSA-Autro hat bewiesen das er/sie auch Außerhalb Aventurien gute Geschichten erzählen kann. Nur lass dir dabei bitte nicht „immer“ sooo viel Zeit. 🙂
Weiterhin viel Spaß an deiner Arbeit.
Zakkarus
Hi Zakkarus!
Der Kopf ist zu voll mit Geschichten, als dass ich aufhören könnte – keine Sorge. Und sei gerne mein Gast und schaue dich auf dieser Seite um. Unter Wort findest du nicht nur Aventurisches und mit der Fieberwelt zudem einen ganz anderen phantastischen Kosmos.
Was aber andere große Erzählungen angeht – die haben sich zu gedulden, bis Gorodez aufgeraucht hat.
Beste Grüße!
Michael
Auf die Legende der Lotusblüten würde ich auch nur sehr sehr ungern verzichten… 🙁
Gruß
Jens
Hallo Jens!
Ich bin ungern ein Spielverderber, aber auf diesen Band – zumindest aus meiner Feder – wirst du in der Tat verzichten müssen. Es bricht mir selbst das Herz, da ich da eigentlich eine echt gute Story in der Schublade liegen habe. Allerdings würde ich zur Zeit auc nicht sehen, wie sich das, was das eigentliche Konzept war, in dem Format heutiger Abenteuer realisieren ließe.
Beste Grüße!
Michael
Pingback: Ein Kessel Buntes: Masberg, Phantastik-Preis und Bruchfaktoren | Nandurion
Lieber Michael,
ich bin zu alt, um anzunehmen die Bühne nähme kapitalen Schaden,
wenn große Köpfe sie verlassen. Aber ein großer Kopf verlässt sie.
Und weil ich andere Theater nicht besuche, darf ich nicht einmal
erwarten, Dich in neuer Gewandung wiederzufinden. Ok. *schluck*
Machs gut!
Rüdiger
Lieber Rüdiger!
Geschäftige Tage, späte Antworten … Danke für deine Worte, ich verneige mich!
Und wer weiß – vielleicht verschlägt es dich unverhofft doch mal zu einem anderen Theater. Dann freue ich mich, dich dort begrüßen zu dürfen.
Beste Grüße!
Michael
Erst letzte Woche habe ich Bahamuths Ruf günstig bekommen können und dachte mir nach vollendeter Lektüre, dass Aventurien eine Zukunft haben wird, solange es noch Autoren mit derartig viel Talent und Gespür für Epik und gute Geschichten im Umfeld der Redaktion gibt und ich die Werke von diesem Masberg auch unter DSA 5 weiter verfolgen sollte, so sehr mich die generelle Entwicklung der Welt und der Regeln auch auf Distanz zu meinem vormaligen Lieblingsrollenspielsetting treibt.
Deine Entscheidung ist nachzuvollziehen, stimmt mich aber vor diesem Hintergrund nicht gerade zuversichtlicher, was die weitere Entwicklung von DSA angeht. Vielleicht wird der Scherbenhaufen mit DSA 6 zusammengekehrt und in 10 Jahren geht es wieder aufwärts, wer weiß.
Lieber Michael,
och nö, die Idee gefällt mir ja so gar nicht. So hab ich ja mit „Schmiede des Verderbens“ nur noch eine einzige Chance, den ultimativen Masberg-Verriss zu schreiben…
Im Ernst, ich kann die Begründung gut nachvollziehen, sowohl was die berufliche Orientierung angeht als auch das Problem mit der wachenden Distanz zu DSA5. Allerdings denke ich ja immer, dass gutes Geschichtenerzählen wichtiger ist als irgendelche Regeln und in der Hinsicht wirst du sicher fehlen.
Vielen Dank für unzählige Seiten Lesespass in den letzten Jahren, vielleicht gilt ja irgendwann doch „Sag niemals nie“
Dominik/Engor
Werter Aeq! Geschätzter Engor!
Auch euch lieben Dank!
Es freut mich, dass du Bahamuths Ruf noch ergattern konntest und es dir gefällt. Unter all den Abenteuern, die ich für Das Schwarze Auge schreiben durfte, liegt es mir besonders am Herzen. Nicht nur, weil es das umfangreichste Abenteuer ist und ich an kaum einem Band länger geschrieben habe, sondern vor allem weil es eine besondere Ehre war, eine Fortsetzung zu einem meiner zeitlosen Lieblingsabenteuer zu schreiben. Das ist auch etwas, was einen großen Reiz ausgemacht hat: Mit Anfang 20 von einem Abenteuer mitgerissen werden, das man dann mit 30 ganz offiziell weitererzählt, während man nebenher mit dem Autor des Ursprungsabenteuer auf Facebook herumalbert. 😉
Bahamuths Ruf ist aber auch das Beispiel eines Abenteuers, wie ich es gerne erzähle und wie es heute nicht mehr möglich ist – alleine schon durch den Umfang und das Korsett der Regeln. (Das zugegeben bei DSA immer eng war, ich aber nun als gewollt beschneidend für epische Geschichten empfinden; aber lasst uns diese Diskussion besser nicht starten. 🙂 ) Das ist, wie es ist. Aber daher bin ich auch froh, dass mein letztes Werk ein Roman sein wird, da muss ich mich mit derlei nicht herumschlagen.
Und Dominik, ich hoffe, du nimmst die ›letzte Gelegenheit‹ nicht zum Anlass, dir Asche in die Augen streuen zu lassen.
Zu guter Letzt: Es ist nicht mein erster Abschied von DSA, aber ein anderer. Ich will keine Erwartungen schüren. Wenn es zu einer Rückkehr nach Aventurien kommt, dann ist es in 10 Jahren und mit DSA6 wahrscheinlicher. Oder in 17 Jahren zum 50-jährigen Jubiläum. Da schreibe ich dann gerne etwas.
Beste Grüße!
Michael
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