Im August erscheint mein neuer Roman Die ewig Lächelnde, meine erste Publikation für die Welt von Splittermond. Heute möchte ich erzählen, wie mir die Idee zu dem Buch gekommen ist und was seine Protagonistin so besonders macht.

Im Sommerurlaub 2017 las ich Anton Westes Nacht über Herathis, den ersten Roman der Splittermond-Reihe. Er wurde für mich zum Einstieg in eine Welt, die sich seitdem nicht mehr missen möchte. Kurz darauf legte ich mir Splittermond: Die Welt zu (eine allumfassende Beschreibung von Lorakis, seinen Kontinenten und Kulturen) sowie das kostenlos verfügbare Grundregelwerk. Die Welt interessierte mich mehr als die Regeln, aber als ich eines Abends in beiden Büchern schmökerte, hatte ich plötzlich die Idee für eine Geschichte, die ich in Lorakis erzählen wollte. Einige Monate später schlug ich sie Uli Lindner vor, dem Verlagsleiter des Uhrwerk Verlags und ein alter Weggefährte aus aventurischen Zeiten, er vermittelte mich an Kathrin Dodenhoeft von Feder und Schwert, und bald wird meine Idee als Buch in den Regalen stehen.

Tatsächlich kann ich gar nicht mehr sagen, woran sich meine Gedanken zuerst verfingen, es geschah ziemlich zeitnah. Zum einen war es die Beschreibung des Mertalischen Städtebundes, einem Zusammenschluss von neun Stadtstaaten – darunter die hoch im Gebirge gelegene Zitadellenstadt Nuum, die von einem Magierorden aus Nekromanten und Golembauern beherrscht wird. Zum anderen war es die Beschreibung des Zaubers Totenschlaf, die sich wie folgt liest (Splittermond: Die Regeln, Seite 248):

Wirkung: Das Ziel fällt in einen todesähnlichen Schlaf. […] In diesem Zustand benötigt es weder Luft noch Wasser oder Nahrung, auch altert es nicht. […] Die Person kann durch Gewalteinwirkung geweckt werden, wacht aber anders als üblich nicht durch Lärm oder ähnliches auf.
Wirkungsdauer: 100 Jahre

Was wie ein Märchenzauber klingt, ist in Lorakis ein mächtiges Ritual der Todesmagie, die wiederum in Nuum praktiziert wird – und irgendwo dort fiel beides zusammen: Was wäre, wenn der finstere Magierorden den Totenschlaf benutzen würde, um Dissidenten zu bestrafen? Man erwacht traumlos aus einem tiefen Schlaf, es fühlt sich an, als wären nur wenige Minuten verstrichen, allenfalls Stunden, doch in Wirklichkeit sind es einhundert Jahre.

Soldana Vitez, die Protagonistin meines Romans, wurde auf diese Weise bestraft. Doch anders als andere Delinquenten wird sie vor dem Ablauf der Strafe geweckt. Denn man braucht sie, die berüchtigte Ermittlerin, um einen kniffligen Fall zu lösen, der mit ihrer Vergangenheit zusammenzuhängen scheint.

Soldana fehlen ›nur‹ etwas über sechzig Jahre, doch selbst in einer Welt, in der es Zwergen und Alben gibt, ist das eine lange Zeit. Das Leben ging weiter, bloß ohne sie, und hat sie längt abgehängt oder vergessen. Sie wird gnadenlos in eine Zeit geworfen, die nicht die ihre ist, und muss sich zurechtfinden – um ihrer selbst Willen und des Wenigen, das von ihrem alten Leben geblieben ist. Die Leser werden sie dabei begleiten und die Geschichte durch ihre Augen erfahren – aus der Perspektive einer Frau, für die die Stadt gleichermaßen vertraut wie fremd ist.

Das Abenteuer, dem sich Soldana stellen muss, ist nicht nur ein spannender Fantasythriller mit einem übermächtigen Magierorden, untoten Gegnern und düsteren Wundern. Es ist die emotionale, bewegende Reise einer Frau, die durch ihr eigenes Verschulden aus der Zeit gefallen ist und sich nun den Konsequenzen stellen muss.

Ich freue mich, wenn ihr sie dabei ab August begleiten möchtet.