In den letzten Tagen ging es viel um Kultur und Kulturverwirklichung zwischen Eigenermächtigung und Politik – auf diesem Blog und in Essen ohnehin. Dabei schnappte ich am Rande einer Veranstaltung diesen Satz aus einem Politikermund auf: “Wir können das gerne bei einem Rotwein besprechen.”

Diesem Satz kann man öfters begegnen, wenn man sich um künstlerische Projekte bemüht. Ja, auch im Kulturbetrieb geht es nicht ohne Lobbyarbeit, wie man ohnehin die besten Karten hat, wenn gute Beziehungen hat. Wenn man sich kennt, ist vieles einfacher.

Aber was für ein Signal gibt die Kulturpolitik, wenn sie sich offiziell zu wenig mehr als Lippenbekenntnissen hinreißen lässt und offensiven Kulturabbau betreibt, gleichzeitig aber signalisiert, dass sich im informellen Rahmen einiges bewegen lässt?

Braucht Kultur mehr informelle Lobbyarbeit – oder hat die Politik nicht vielmehr ohnehin die Aufgabe, sich mehr für Kultur zu engagieren, auch ohne Rotweinglas in der Hand? Wenn man die allgegenwärtigen Kürzungen betrachtet – die irgendwie alle betreffen sollen -, fällt auf, dass die Kultur wenig effektive Lobby hat. Denn im Verhältnis wird ihr häufig viel weggenommen. Es betrifft ja ‘nur’ die Künstler.

Zudem stellt sich für mich immer die Frage, wie die jungen Menschen damit umgehen, die gerade erst anfangen, Kreativität und ein künstlerisches Milieu für sich zu entdecken. Jene also, die noch nicht so viele Leute kennen. Die nicht wissen, mit dem sie Rotwein trinken sollen, um ihre Ideen zu verwirklichen. Für die es nur die offiziellen Wege gibt, auf denen viele, oft abschreckende oder ernüchternde Hürden aufgestellt wurden.

Muss eine breite und individuelle Kulturförderung nicht auch ohne Rotwein möglich sein?