Am vergangenen Wochenende fand zum ersten Mal die NiederrheinCon statt. Ursprünglich als EulenCon und gemeinschaftliches Event des Uhrwerk Verlags und der Brettspielkiste Dinslaken geplant, wurde auch die Convention von der Verlagsinsolvenz betroffen. Zum Glück entschied sich die Brettspielkiste, das Vorhaben alleine zu stemmen – und das ist ihr geglückt.

Ich konnte leider nur am Samstag dort sein, schaffte es dabei jedoch, nahezu die komplette Con-Erfahrung in einen Tag zu komprimieren: Ich habe gespeilt und geleitet, mit einer Lesung selbst einen Programmpunkt gestallt und einem anderen Workshop beigewohnt, ich habe von der Con-Küche gekostet, und natürlich bin ich mit einem Schwung neuer Bücher heimgefahren.

Meine Eindrücke von dem Samstag sind überwiegend positiv. Natürlich gieb es Luft nach oben – es war schließlich das erste Mal. Doch ich habe etablierte Conventions erlebt, die deutlich schlechter organisiert gewesen sind als dieser Auftakt. Nimmt man zusätzlich noch die ungeplante Umstellung und den Verlust des erfahrenen Partners dazu, kann man vor der Brettspielkiste wirklich den Hut ziehen.

Ein wenig Kritik und Perspektiven

Daher möchte ich nur ein wenig auf Aspekte hinweisen, die als ausbaufähig empfunden habe:

  • Im gedruckten Gesamtprogramm fehlte die Information, in welchen Räumen die Lesungen und Workshops stattfinden. Ebenso waren die Workshopräume nicht im Übersichtsplan eingezeichnet. Da die Location übersichtlich ist, man die Infos auf der Homepage finden konnte und das Orga-Team durchweg hilfreich war, gab es kein Chaos – aber zumindest Verwirrung. Dieser lässt sich einfach entgegenwirken.
  • Das Angebot an Programmpunkten abseits von Spielrunden war (noch) recht überschaubar. Es hätte sich gut so verteilen lassen, dass es gar keine Überschneidungen gegeben hätte. So gab es hier und da eine leichte Konkurrenz des Angebots, die nicht hätte sein müssen.
  • Die vorangemeldeten Spielrundenzettel gingen – wie ich es wahrgenommen habe – alle gleichzeitig am Morgen raus. Das hat dafür gesorgt, dass viele späte Runden direkt voll waren und später Angereiste keine Chance hatten. (Ich hatte z.B. sechs Interessent*innen für vier Plätze.) Andere Spielrunden, die zeitlich recht nah beieinander lagen, hatten mitunter mühe, voll zu werden – gerade am Morgen. Aus meiner Con-Erfahrung ist eine gestaffelte, zeitversetzte Hängung effektiver. Außerdem wurde die Halle am Samstag erst um 10 Uhr für neue Besucher*innen geöffnet, es gab aber schon Runden für diese Uhrzeit. Das schien auch nicht allen frühen Spielleiter*innen klar gewesen zu sein.

Das sind letztlich Kleinigkeiten, die sich leicht beheben lassen. Was zählt, ist die allgemeine Atmosphäre – und die war phantastisch. Ich habe viele tolle Menschen (wieder-)getroffen und kennenlernen dürfen, darunter auch die eine oder andere Person, die ich durch meine Con-Abstinenz der letzten Jahre lange nicht mehr gesehen habe. Es war sehr familiär und freundlich. Dadurch, dass die Location weder übermäßig groß noch verzweigt ist, ist man sich zudem häufiger über den Weg gelaufen, was ich persönlich sehr schätze.

Das Fehlen der ganz großen Verlage wie Pegasus und Ulisses Spiele empfand ich ebenfalls angenehm, denn dadurch bekamen die kleinen Verlage und Shops ein viel größere – und verdiente – Aufmerksamkeit. Vielleicht kann gerade hier ein Potential für die weitere Entwicklung liegen: als die Indie-Con.

Meine ganz persönliche Con

Eher ungeplant begann der Tag für mich mit einer Spielrunde Ultima Ratio, jedoch mit Fate-Regeln, geleitet von (dem von mir sehr geschätzten) Captain Fate persönlich. Auch Dank der phantastischen Mitspieler war es ein gelungener Einsteig in den Tag. Als Setting fand ich Ultima Ratio interessant, ohne dass es mich völlig mitgerissen hat. Es hat einige interessante Aspekte, will für mich allerdings zu sehr ein wenig von allem sein. Gerade meine Science Fiction-Settings mag ich etwas spezialisierter. Sollte ich es noch einmal spielen, dann definitiv wieder mit Fate, da die Originalregeln  für meinen Geschmack zu kleinteilig und umfassend sind.

Zur Nacht habe ich selbst Itras By geleitet und war mit einer großartigen Runde gesegnet. Der Stammtisch der Überlebenden hat sich erneut zu einer Nacht voller Überraschungen in das Labyrinth der Tausend Tavernen begeben. Wieder einmal wurde es etwas, das ich so nicht erwartet habe: Was wie eine Kneipentour mit Monty Python begann, endete in einer herzzerreißenden Liebesgeschichte, die gerade das Ausmaß einer griechischen Tragödie annahm. Wirklich, ich liebe dieses Spiel!

Ebenfalls möchte ich mich bei den Zuhörer*innen meiner Lesung bedanken, ihr ward ein talentiertes Publikum. Danke für euer tolles Feedback! Gerade die erste Lesung ist immer etwas Besonderes, der eigentliche Test, ob funktioniert, was man man sich im stillen Kämmerlein ausgedacht hat. Meine erste und wichtigste Erkenntnis: Es funktioniert.

Nach der Lesung besuchte ich dann den Workshop des Uhrwerk Verlags, in dem sich Patric Götz zu den aktuellen Entwicklungen äußerte. Ein Teilnehmer stellte dabei die Frage, wie es um das Schicksal des siebten Splittermond-Romans Die ewig Lächelnde steht. Patric bestätigte, dass dieser noch dieses Jahr erscheinen wird.

Das ist eigentlich eine große Neuigkeiten, nicht wahr? Ja, genau! Daher gibt es in Kürze mehr dazu.

Fazit

Die NiederrheinCon ist eine feine Sache, und ich hoffe sehr, dass sie sich etabliert. Niemand, mit dem ich gesprochen habe, hatte eine schlechte Zeit. Umso wünschenswerter ist es, wenn in den kommenden Jahren mehr Menschen den Weg nach Wesel finden. Wesel klingt vielleicht erst einmal abgelegen, doch wie ich selbst festgestellt habe: Wesel ist näher, als man denkt. Und der Abstecher lohnt sich!