Willkommen zum zweiten Teil meiner Reihe mit den Top 3 meiner Lieblingsrollenspiele aus der Science Fiction. Im ersten Teil habe ich die Definition des Genres bereits etwas gestreckt und euch das Science Fantasy-Rollenspiel Numenera empfohlen. Heute wird es etwas klassischer. Ich stelle euch das Rollenspiel vor, das mich nach einer längeren Pause vor über zwei Jahren zurück zum Hobby gebracht hat.

Doch vorher möchte ich euch Rollenspielwelten vorstellen, die es nicht in die Top 3 geschafft haben und die ich ebenfalls sehr mag. Wie auch bei den Top 3 geht es vor allem um die Setting, weniger um die Regeln.

Honorable Mentions

  • Jedes Franchise hat seinen Rollenspielableger und so auch Star Wars. Es gibt mehrere Inkarnationen mit ganz eigenen Regeln, aber man kann sich ebenso gut an dem umfassenden Hintergrund bedienen und sein Lieblingsregelwerk benutzen. Zum Beispiel Fate.
  • Einen anderen Hintergrund, der nicht viele Erklärung braucht, liefert Star Trek Adventures. Hier möchte ich jedoch die Regeln hervorheben, die mir ausgesprochen gut gefallen und leicht und eingängig sind. Schon unsere erste Spielsitzung fühlte sich wie eine TV-Episode an!
  • Eine ganz andere Art von Science Fiction bietet Tales from the Loop. Wie die (sehr gelungene) Amazon-Serie basiert auch das Rollenspiel auf den illustrierten Roman von Simon Stålenberg. Sogar eher darauf, da die Serie eine ganz eigene Geschichte erzählt. Man schlüpft in die Rolle von Kindern in einem Schweden der 1980er, die es nie gab – mit Robotern, Parallelwelten und Zeitverzerrungen. Jemand nannte es mal “Doctor Who & the Goonies”, und das ist eine charmante Beschreibung.
  • Vor ein paar Jahren wäre dieses Setting sicherlich noch in den Top 3 gewesen: Fading Suns. Ich habe es seit den frühen 2000ern nicht mehr gespielt, denke aber gerne daran zurück. Es fällt in das Subgerne der Space Opera und geht von einer Zukunft aus, die in eine Art Mittelalter zurückgefallen ist. Mächtige Adelsgeschlechter, Handelsgilden und eine einflussreiche Kirche treffen auf Raumschiffe, Aliens und Sprungportale. Ähnlichkeiten mit Dune und Star Wars sind nicht zufällig.

Platz 2: Coriolis – Der Dritte Horizont

Coriolis – Der Dritte Horizont ist Tausendundeine Nacht im Weltraum. Es ist Firefly trifft Alien in einer arabisch-orientalischen Welt. Es ist großartig.

Das aus Schweden stammende Spiel ist deutlich mehr Space Opera als harte Science Fiction, hat jedoch viele Anknüpfungen zur beiden Enden des Spektrums und selbst zu anderen Subgenres wie Science Fantasy, Military Science Fiction, Space Exploration oder Social Science Fiction. Und gerade diese Vielseitigkeit macht einen ganz großen Reiz des Dritten Horizonts aus.

Einst war der Dritte Horizont eine aufstrebende Hochkultur verschiedener Sternensysteme, die durch Portale miteinander verbunden gewesen ist. Alle jene, die in den Sternensystemen des Ersten und Zweiten Horizonts keinen Platz hatten, fanden hier eine Heimat. Bis die schrecklichen Portalkriege zwischen den frühen Horizonten ausbrachen und auf dem Rücken des Dritten Horizonts ausgetragen wurden. Schließlich wurde die Verbindung zu den anderen Horizonten unterbrochen und der Dritte Horizont stürzte in die Lange Nacht, in der die Planeten in Isolation fielen und viel Wissen verloren ging.

Bis vor zwei Generationen ein gewaltiges Raumschiff auftauchte: die Zenith, ein altes Generationenschiff von der Erde, das vor der Entdeckung der Portale aufgebrochen war. Die Zenither brachten nicht nur technologisches Wissen, sondern auch einen neuen Pioniergeist in den Dritten Horizont. Über 60 Jahre später sind die Spielcharaktere die Crew ihres eigenen Raumschiffes und versuchen, ihr Glück zu machen – ob als Freihändler, Söldner, Entdecker, Diplomaten oder reisender Zirkus. Die Zenith selbst wurde ausgeschlachtet und in eine riesige Raumstation umgebaut, die seitdem für das neue Zeitalter steht: die Coriolis.

Für wen ist Coriolis?

Der überwiegende Teil der gängigen Science Fiction-Rollenspiele schaut aus der westlichen Perspektive in die Zukunft. Coriolis – Der Dritte Horizont eröffnet einen anderen Blickwinkel. Und durch einen raffinierten Twist umschifft es elegant alle möglichen religiösen Konflikte: Die Weltreligionen spielen keine Rolle mehr. Gleichzeitig erfüllt mit dem Glauben an die Ikonen ein tiefer Mystizismus die Kultur im Dritten Horizont. Gerade diese kulturelle Komponente gibt dem Setting eine große Tiefe und inspiriert zu spannendem Rollenspiel.

Der reichhaltige Hintergrund bietet viele Plotaufhänger und kann Spielrunden auf Jahre immer neu überraschen. Tödliche Intrigen zwischen Adelsgeschlechtern und Verbrecherbanden sind ebenso möglich wie Erkundungen uralter Ruinen, die Besiedlung neuer Planeten und Handelsmissionen im Wettlauf mit missleidigen Konkurrenten. Wer große Metaplots mag, wird bei der Kampagne Die Gnade der Ikonen fündig.

Wenn ihr einen Blick in das Spiel werfen wollt, kann ich euch nicht nur den Schnellstarter empfehlen, sondern ganz eigennützig mein Abenteuer Die Hyänen von Odacon.

Die deutsche Version von Coriolis – Der Dritte Horizont ist beim Uhrwerk Verlag erschienen. Eine englischsprachige Version sowie das schwedische Original gibt es bei Fria Ligan.

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